dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Griechisches Parlament berät über Sparprogramm

Athen (dpa) - Das pleitebedrohte Griechenland steht in dieser Woche vor der wichtigsten Weichenstellung seit der Wiederherstellung der Demokratie 1974. Das Parlament beginnt am heutigen Montag mit mehrtägigen Beratungen über das umstrittene Sparprogramm der Regierung von Ministerpräsident Giorgos Papandreou. Von der Annahme des Pakets, mit dem bis 2015 78 Milliarden Euro eingespart werden sollen, hängt die Auszahlung einer weiteren Kredittranche von EU und IWF in Höhe von 12 Milliarden Euro ab. Außerdem ist der strikte Sparkurs Voraussetzung für ein neues Hilfspaket im Umfang von bis zu 120 Milliarden Euro, das am kommenden Wochenende von den EU-Finanzministern beschlossen werden soll.

Französische Banken beteiligen sich an Griechenlandhilfe

Paris (dpa) - Frankreichs Banken werden sich an einem zweiten Hilfspaket für Griechenland beteiligen. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy bestätigte am Montag, dass ein entsprechendes Abkommen grundsätzlich erreicht sei. „Es handelt sich um einen ersten Entwurf, wir arbeiten daran, sowohl mit den Banken als auch mit den Versicherungen“, sagte Sarkozy. Dabei handle es sich um einen freiwilligen Beitrag. „Wir lassen Griechenland nicht fallen“, betonte er. Das zweite Rettungspaket soll bis zu 120 Milliarden Euro umfassen. Die privaten Geldgeber sollen zu einer freiwilligen Laufzeitverlängerung griechischer Anleihen bewegt werden.

EZB warnt vor Umschuldung Griechenlands und Kettenreaktion

Berlin (dpa) - Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Jürgen Stark, hat eindringlich vor einer Umschuldung Griechenlands mit weitreichenden Auswirkungen auf die gesamte Euro-Zone gewarnt. „Eine Umschuldung, wie sie im Falle Griechenlands offen diskutiert wird, stellt absolut keine Alternative dar“, sagte das Direktoriumsmitglied der EZB am Montag in Berlin. Es dürfe in der Griechenland-Krise keine Lösung geben, die als Zahlungsausfall würde, durch den Kreditausfallversicherungen fällig würden. Auch dürfe es zu keiner drastischen Bonitätsherabstufung auf „Ausfall“ kommen - und zu keiner Lösung, „die jedweden Zwang auf private Gläubiger ausüben würde“, sagte Stark laut einem Redemanuskript auf einer Konferenz „Welt“-Zeitungsgruppe.

Institut erwartet 4,0 Prozent Wachstum

Berlin (dpa) - Erstmals hat ein Forschungsinstitut für dieses Jahr 4,0 Prozent Wirtschaftswachstum in Deutschland prognostiziert. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) setzte damit am Montag seine Prognose vom April um 1,3 Prozentpunkte herauf. Maßgeblich dafür sei vor allem das kräftige Wachstum im ersten Quartal. 2012 erwartet das IMK eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 2,3 Prozent. Das IMK gehört zur Hans-Böckler-Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Zuletzt hatte das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) für 2011 ein Wachstum von 3,7 Prozent vorhergesagt.

Aufschwung sorgt für deutlich weniger Firmenpleiten

Düsseldorf (dpa) - Der konjunkturelle Aufschwung hat die Zahl der Firmenpleiten in der ersten Jahreshälfte kräftig sinken lassen. Dank der stabilen Wirtschaftslage mussten von Januar bis Ende Juni 11,1 Prozent weniger Firmen den Gang zum Insolvenzgericht antreten als im Vorjahreszeitraum, teilte der Neusser Wirtschaftsinformationsdienst Creditreform am Montag mit. 14 960 Unternehmen, darunter sehr viele kleine Firmen, mussten ihre Zahlungsunfähigkeit erklären. Auch die Zahl der Privatinsolvenzen ging im ersten Halbjahr 2011 zurück, allerdings weniger stark.

Russland warnt vor Druck wegen Boykott von EU-Gemüse

Moskau (dpa) - Russland hat seine Grenzen für Gemüse aus der EU ungeachtet des angekündigten Endes des Handelsboykotts noch immer nicht geöffnet. Erst wenn alle Fragen geklärt seien, würden die Waren wieder durch den Zoll gelassen. Das sagte der oberste russische Amtsarzt Gennadi Onischtschenko nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax am Montag. Zugleich warnte er davor, Russland unter Druck zu setzen, indem bereits Lastwagen mit Lieferungen an den Grenzen aufgefahren würden. „Wir lassen uns nicht erpressen“, sagte Onischtschenko. Das wegen der EHEC-Infektion Anfang Juni verhängte Importverbot belastet die Beziehungen zwischen der EU und Russland.

VW zieht Kandidaten für MAN-Aufsichtsrat zurück

München (dpa) - Die EU tritt bei der von Volkswagen gewünschten Lastwagen-Allianz zwischen Scania und MAN auf die Bremse: VW-Chef Martin Winterkorn, Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch sowie Nutzfahrzeugvorstand Jochem Heizmann kandidierten nicht für den MAN-Aufsichtsrat, sagte VW- und MAN-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch am Montag auf der Hauptversammlung des Münchner Lastwagenbauers. Die EU-Kommission habe in der vergangenen Woche aus kartellrechtlichen Überlegungen Bedenken gegen die Kandidatur der drei Manager geäußert, weil alle drei auch im Aufsichtsrat der schwedischen VW-Tochter Scania sitzen. VW will aus MAN und Scania unter dem Dach des Autobauers eine Lkw-Allianz schmieden.

Dax richtungslos vor Abstimmung in Griechenland

Frankfurt/Main (dpa) - Nervöse Anleger haben dem Dax vor der Abstimmung des griechischen Parlaments über das Sparpaket der Regierung einen richtungslosen Start in die Woche beschert. Der deutsche Leitindex pendelte im Tagesverlauf zwischen der Gewinn- und Verlustzone hin und her und verlor zuletzt 0,14 Prozent auf 7111 Punkte. Dabei betrug die Schwankungsbreite gerade einmal 65 Punkte. Für den MDax ging es um 0,55 Prozent auf 10 453 Punkte nach unten. Der TecDax büßte unter anderem aufgrund einiger schwacher Solarwerte 1,02 Prozent auf 858 Punkte ein. Der Euro fiel. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,4205 (1,4220) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7040 (0,7032) Euro.