EU verhängt Millionenstrafen gegen Pharmafirmen
Brüssel/Suresnes (dpa) - Wegen der Blockade günstiger Alternativen zum blutdrucksenkenden Medikament Perindopril müssen der französische Pharmakonzern Servier und fünf weitere Firmen insgesamt 427,7 Millionen Euro Strafe zahlen.
Die Unternehmen hätten den Preis für das Arzneimittel künstlich hoch gehalten, teilte die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel mit. Servier wies die Vorwürfe zurück.
Serviers Patent für Perindopril war nach Kommissionsangaben im Jahr 2003 weitgehend ausgelaufen. Die Wettbewerbshüter werfen der Pharmafirma vor, daraufhin die Rechte an einer Schlüsseltechnologie erworben zu haben.
Das Unternehmen habe dieses Wissen nicht genutzt, sondern lediglich den Markteintritt von konkurrierenden Nachahmer-Medikamenten (Generika) verzögert. In den Jahren danach habe Servier Generika-Firmen einige Dutzend Millionen Euro dafür gezahlt, dass sie ihre Produkte nicht auf den Markt brachten.
„Serviers Strategie war, jegliche drohende Konkurrenz auszuzahlen um sicherzustellen, dass sie dem Markt fernblieben“, erklärte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. „Solche Methoden schädigen Patienten, nationale Gesundheitssysteme und Steuerzahler unmittelbar.“
Die mögliche Verteuerung des profitablen Medikaments beschreibt die EU-Kommission als erheblich. So hätten die Preise für Generika-Versionen von Perindopril in Großbritannien 2007 um durchschnittlich 90 Prozent unter dem Preisniveau von Serviers Medikament gelegen.
Servier wehrte sich in einer Mitteilung gegen die Anschuldigungen und kündigte an, vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen. „Zu keiner Zeit wurde Perindopril Patienten vorenthalten, und der Markteintritt von Generika wurde nicht verzögert“, erklärte eine Sprecherin.
Den Löwenanteil der Strafe - rund 331 Millionen Euro - muss Servier zahlen. Auf die Unternehmen Niche/Unichem, Matrix (inzwischen Teil von Mylan), Teva, Krka und Lupin kommen Busgelder von insgesamt rund 97 Millionen Euro zu.