Europa-Flaute bringt VW Gewinneinbruch

Wolfsburg (dpa) - Für Volkswagen bringt der Kampf um Kunden auf dem siechenden Automarkt Europas weitere Rückschläge. Gewinn und Umsatz sackten im Auftaktquartal 2013 zum Teil deutlich unter die Vergleichswerte von 2012.

Dennoch hält Europas größter Autobauer an seinen bisherigen Jahresprognosen fest, wie der Dax-Konzern aus Wolfsburg überraschend am Mittwoch einen Tag vor seiner diesjährigen Hauptversammlung mitteilte.

VW-Chef Martin Winterkorn ließ erklären: „Die Geschäftsentwicklung des ersten Quartals war — wie erwartet — geprägt vom schwierigen konjunkturellen Umfeld. Insbesondere in Europa und nicht zuletzt auch in Deutschland haben sich die Märkte schwach entwickelt.“ Er rechne jedoch damit, „dass wir im weiteren Jahresverlauf an Fahrt aufnehmen können“. Die Tendenz zum schwierigen Jahresstart hatte Winterkorn schon im März bei der Vorlage der Bilanz 2012 durchblicken lassen.

In der Prognose für 2013 heißt es weiterhin, dass die Wolfsburger „in einem herausfordernden Umfeld“ mit mehr Auslieferungen an Kunden rechnen. Dennoch gibt es einen klaren Hinweis auf die Probleme, die die anhaltende Absatzflaute auf dem Heimatkontinent auch VW bereitet: „Dem intensiven Wettbewerb und den daraus resultierenden Belastungen können wir uns jedoch nicht vollständig entziehen“, schreibt VW.

Der Umsatz sank im ersten Quartal leicht um minus 1,6 Prozent auf 46,6 Milliarden Euro - obwohl VW 4,8 Prozent mehr Autos auslieferte als vor einem Jahr. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sackte um gut ein Viertel ab auf 2,3 Milliarden Euro. Unterm Strich schwand ein gutes Drittel und es blieben knapp zwei Milliarden Euro. Für ein Gesamtbild müsste das China-Geschäft noch mitgerechnet werden, das bei VW in Joint-Ventures läuft und daher in den Quartalsbilanzen nur bei den Fahrzeugzahlen auftaucht, nicht aber im operativen Ergebnis.

Allerdings hat die zum Sommer 2012 komplett erfolgte Porsche-Übernahme einen überaus positiven Effekt auf den VW-Gesamtkonzern. Die Sportwagenschmiede, die als profitabelster Autobauer der Welt gilt, lieferte im ersten Quartal rund 37 000 Fahrzeuge aus. Das allein senkt das um Porsche bereinigte Verkaufsplus für den Gesamtkonzern auf 3 Prozent. Da jedoch ein Porsche durchschnittlich 100 000 Euro Umsatz bringt, müssten für eine Vergleichbarkeit der Zahlen eigentlich fast 4 Milliarden Euro von den Konzernerlösen abgezogen werden. Da Porsche neben Audi auch als Rendite-Juwel gilt, sind auch dort die Auswirkungen entsprechend.

Mit Porsche im Rücken plant Volkswagen so auch weiterhin mit einem höheren Absatz als 2012. Vergangenes Jahr hatte der Konzern insgesamt knapp 9,3 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert. Auch der Umsatz soll über den knapp 193 Milliarden Euro des Vorjahres liegen. Alle Sparten sollen ihren Beitrag dazu leisten. Beim Ergebnis peilt Europas größter Autobauer die Vorjahresmarke an - 11,5 Milliarden Euro.

Vor allem in Europa kämpfen die Hersteller mit oft hohen Rabatten um die wenigen Neuwagenkäufer. Im März rettete Porsche die VW-Mutter vor dem ersten Absatzrückgang seit mehr als drei Jahren. VW ließ auch am Mittwoch keinen Zweifel daran, dass es heikel bleiben dürfte. Denn der starken Marktposition stehe „die steigende Wettbewerbsintensität in einem herausfordernden Marktumfeld entgegen“.

„Die Bremsspuren werden jetzt auch bei Volkswagen deutlich“, sagte Automobilwirtschaftsexperte Prof. Stefan Bratzel. Insgesamt dürfte es ein schwieriges Jahr werden, denn Besserung für Europa sei nicht in Sicht. Und der Heimatkontinent bedeute trotz allen Erfolgs in China immer noch ein wichtiges Standbein für VW. „Die Krise hier darf jetzt nicht mehr größer werden“, sagte Bratzel zum Fortbestand der Prognose bei VW. Die Stütze China - der weltweit größte VW-Einzelmarkt - hatte im ersten Quartal bei den Verkaufszahlen um 21,3 Prozent zugelegt.

Die Börse begrüßte die Eckdaten, die VW-Vorzugsaktien setzten sich am Mittwoch mit an die Dax-Spitze. Ein Händler sagte: „Das Wichtigste ist die Bestätigung der Ziele für 2013, und das stützt die Aktien.“