Europa — schlechte Zahlen, miese Stimmung

Konjunktur lahmt, Arbeitslosigkeit nimmt zu, Euro-Skeptiker gewinnen Zulauf.

Brüssel. Von Krisenbewältigung kann in Europa längst noch keine Rede sein. Es hakt an vielen Stellen.

Die Zeichen stehen für dieses Jahr auf Stagnation, die Aussichten für 2014 sind nur geringfügig besser, und auch die Lokomotive Deutschland, der zwischenzeitlich der Dampf ausgegangen war, muss erst wieder Fahrt aufnehmen. Für die Euro-Zone insgesamt prognostiziert Brüssel für 2013 einen Rückgang um 0,4 Prozent, für 2014 dann 1,2 Prozent Wachstum.

In Spanien hat die Arbeitslosigkeit die Sechs-Millionen-Marke übersprungen und ist auf einen neuen Rekordwert geklettert (26,7 Prozent). Sie liegt nur noch knapp unter der Griechenlands (27,2), dem weltweit am schlimmsten betroffenen Industrieland. Bei Spaniern und Griechen unter 25 sind mehr als die Hälfte arbeitslos.

Auch Frankreich steckt tiefer denn je in der Jobkrise, die sich nunmehr seit fast zwei Jahren Monat für Monat verschärft. Im März waren mehr als 3,2 Millionen Franzosen ohne Arbeit. In der EU sind mehr als 45 Millionen Menschen arbeitslos oder unfreiwillig unterbeschäftigt — fast ein Fünftel der erwerbstätigen Bevölkerung.

Deutschland steht mit einer Quote von offiziell 5,4 Prozent vergleichsweise gut da. Der Riesenabstand zu den Problemländern werde aber weiter wachsen, warnt die Kommission in ihrem Frühjahrsgutachten.

Italien hat zwar endlich wieder eine Regierung. Es fragt sich allerdings, ob der Sozialdemokrat Enrico Letta tatsächlich eine Alternative zum Sparkurs seines Vorgängers Monti hinbekommt. Auf sechs Milliarden Euro angekündigter Steuern will er verzichten, die EU-Verpflichtungen trotzdem einhalten.

Wie das gehen soll, will sich der Brüsseler Währungskommissar Olli Rehn erst genau anschauen. Trotz aller Sparanstrengungen steigen die Staatsschulden in der EU weiter, vor allem in Griechenland, Irland, Spanien, Portugal und Zypern.

Slowenien ist der nächste Kandidat für wirtschaftliche Notbeatmung. Am meisten Sorgen macht Frankreich, das bei der Konsolidierung wie beim Wachstum zurückfällt und sich mit Deutschland über den Weg aus der Krise zankt.

Das Projekt Europa verliert an Zustimmung. Zu den traditionellen Verächtern aus Großbritannien und Skandinavien, die in Brüssel die Totengräber nationaler Identität am Werk sehen, gesellen sich in jüngerer Vergangenheit Europa-Muffel aus wirtschaftlichen Gründen.

Dazu zählt jetzt auch die neue Partei „Alternative für Deutschland“, die den Austritt aus dem Euro propagiert. Für Populisten wie die Wahren Finnen, die 5 Sterne des Italieners Grillo oder die linksoppositionelle Syriza in Griechenland ist der Widerstand gegen das Euro-Krisenmanagement die beste Wahlkampfmunition.