Ex-BayernLB-Vorstand Gribkowsky verhaftet
München (dpa) - Der ehemalige BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky ist wegen des Verdachts der Untreue und Bestechlichkeit verhaftet worden. Der 2008 bei der Landesbank gefeuerte Manager war wegen der ungeklärten Herkunft von 50 Millionen Dollar in das Visier der Staatsanwaltschaft geraten.
Das Geld stamme nach ersten Ermittlungen aus einem Geschäft mit Anteilen an der Formel 1, teilte die Behörde am Mittwoch nach der Verhaftung in München mit. Gegen den ehemaligen Risikomanager der in den vergangenen Jahren von Skandalen und Milliardenverlusten gebeutelten Landesbank bestehe der dringende Verdacht der Untreue, Steuerhinterziehung und Bestechlichkeit.
Ersten Ermittlungen zufolge soll Gribkowsky für den Verkauf der BayernLB-Anteile an der Formel 1 als Beraterverträge getarnte Zuwendungen erhalten haben, heißt es in der Mitteilung. Der Manager war von 2002 bis 2008 als Vorstandsmitglied für die Risikosteuerung und Vermeidung von Kreditausfällen zuständig und verkaufte federführend den Anteil der BayernLB an der Formel 1.
Hintergrund ist die Pleite des einstigen Medienmoguls Leo Kirch, dem die BayernLB zwei Milliarden Euro geliehen hatte. Die Landesbank hatte das Kirch-Engagement bei der Formel 1 übernommen, um durch einen späteren Verkauf wieder zu ihrem Geld zu kommen. 2006 wurde das Paket unter Federführung Gribkowskys an den Finanzinvestor CVC veräußert. Dort war am Mittwoch keine Stellungnahme zu erhalten.
Die Anteile an der Rennserie seien damals ohne eine eigene aktuelle Bewertung verkauft worden. Gribkowsky habe das Geld daraufhin für sein „Entgegenkommen“ bei dem Geschäft erhalten, glaubt die Staatsanwaltschaft. Das Geld sei an zwei eigens dafür gegründete Firmen in Österreich geflossen. Die Summe von 50 Millionen Dollar (37 Mio Euro) sei in Deutschland nicht versteuert worden, schreiben die Ermittler. Weitere Einzelheiten wollte die Behörde nicht nennen. Offen ist daher, von wem das über Mauritius und die Jungferninseln geflossene Geld stammt.
Die Opposition in Bayern lobte zwar das rasche Handel der Staatsanwaltschaft, übte aber zugleich scharfe Kritik an der BayernLB. Die Bank müsse sich fragen lassen, „warum offenbar wieder einmal sämtliche Sicherungs- und Kontrollmechanismen versagt haben“, sagte der Landtagsabgeordnete der Grünen, Sepp Dürr, in München. Der SPD-Bankexperte Harald Güller sagte, der Banker habe die Landesbank unter den Augen der CSU-Verwaltungsräte in größte Schwierigkeiten gebracht. „Gribkowsky hat sich offenbar auf allen Seiten bedient und das hauptsächlich auf Kosten der Steuerzahler“, sagte Güller.
Erst am Montag hatte die Staatsanwaltschaft nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ erklärt, die Herkunft des Vermögens zu überprüfen. Am Mittwoch erließ das Amtsgericht München Haftbefehl, noch am Vormittag sei der frühere Risikomanager der Bank dann verhaftet worden. Die Affäre hatte bundesweit für Wirbel gesorgt. Einem Bericht von sueddeutsche.de zufolge drohen Gribkowsky bei einer Verurteilung mehrere Jahre Haft.
Der „SZ“ zufolge hatte Gribkowsky 2007 ohne Wissen der BayernLB in Salzburg die „Sonnenschein Privatstiftung“ gegründet und in einer Tochterfirma der Stiftung das Vermögen angelegt. Von den 50 Millionen Dollar seien nach Steuern in Österreich knapp 25 Millionen Euro übriggeblieben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Manager bereits wegen des milliardenschweren Fehlkaufs der Hypo Group Alpe Adria (HGAA). Er gehört zudem zu den Ex-Vorständen, von denen der Verwaltungsrat der Bank Schadenersatz fordert.
Der BayernLB lagen bisher keine Hinweise auf ein Fehlverhalten im Zusammenhang mit dem Verkauf der Formel-1-Beteiligung vor. „Nach derzeitigem Stand gab es bisher keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass der Verkaufsprozess korrekt vollzogen wurde“, hatte es am Dienstag bei der Landesbank geheißen. Trotzdem werde man sich den gesamten Vorgang noch einmal genau ansehen. Die österreichische Justiz hatte sich bereits 2006 mit den rätselhaften Millionen Gribkowskys befasst, die Ermittlungen damals aber wieder eingestellt. Von der Politik geforderte eigenen Ermittlungen der BayernLB wird es zunächst nicht geben. Die Staatsanwaltschaft habe die Bank aufgefordert, darauf bis auf weiteres zu verzichten, sagte ein Sprecher der Bank.