Lebensmittel und Rohstoffe teilweise so teuer wie nie
Hamburg/New York (dpa) - Die Rohstoffpreise steigen weiter steil an und haben im Dezember teilweise neue Rekordstände erreicht. Direkt betroffen sind auch Lebensmittel, die sich drastisch verteuern.
Der Index des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) für alle Rohstoffpreise erhöhte sich im Dezember gegenüber dem Vormonat in Euro um 9,4 Prozent, teilte das Institut am Mittwoch in Hamburg mit. Damit erreichte der Preisindex den höchsten Stand des Jahres, blieb aber noch unter seinen Rekordwerten vom Sommer 2008. Damals waren Öl, Gas und Kohle deutlich teurer als heute.
Im Verlauf des Jahres 2010 legten die Preise um knapp 31 Prozent zu. Die Rohstoffe außerhalb des Energiesektors, etwa Nicht-Eisen-Metalle wie Zink, Kupfer und Blei oder Agrarrohstoffe, verteuerten sich seit Januar vergangenen Jahres in Euro sogar um mehr als 41 Prozent. Mit einem Wert von 199,5 Punkten liegt dieser Index auf seinem bisherigen Höchststand; seit April erreichte er fast monatlich neue Rekordwerte.
Im Ergebnis dieser Entwicklung haben die Preise für Grundnahrungsmittel im Dezember ein Allzeithoch erreicht. Vor allem Zucker, Getreide sowie Öle und Fette verteuerten sich drastisch. Auch Fleisch kostete so viel wie nie zuvor. Nur bei Milchprodukten hielt sich der Preisanstieg in Grenzen. Der von den Vereinten Nationen erstellte Nahrungsmittel-Preisindex stieg auf 214,7 Punkte und übertrumpfte damit sogar die bisherigen Höchststände von Mitte 2008. Nach einer Verschnaufpause im Krisenjahr 2009 steigen die Preise für Grundnahrungsmittel seit dem Sommer 2010 wieder merklich an.
„Der starke Preisanstieg ist vor allem auf die Erholung der weltweiten Konjunktur zurückzuführen“, sagte der HWWI-Rohstoffexperte Leon Leschus. „Insbesondere China benötigt für seine schnell wachsende Wirtschaft Rohstoffe.“ Er rechne in diesem Jahr mit einem weiteren Anstieg der Rohstoffpreise, wenn auch etwas langsamer.
Darüber hinaus habe die Spekulation auf den Rohstoffmärkten die Preisbewegungen noch weiter verstärkt. Die Notenbanken versorgten über eine lockere Geldpolitik die Finanzmärkte mit viel Liquidität. Anleger hätten auch aus Sorge vor Inflation in Rohstoffe investiert. Für die europäische Wirtschaft kommt der schwächere Euro-Kurs erschwerend hinzu; in Dollar waren die Preissteigerungen weniger ausgeprägt. Am stärksten stiegen im Jahresverlauf die Preise in Euro für Baumwolle (plus 111 Prozent), Kautschuk (plus 65 Prozent), Kokosöl (137 Prozent) und Weizen (72 Prozent). Bei den Agrarrohstoffen spielten zum Teil auch Missernten eine Rolle.