Experte findet Börsen-Panik nicht nachvollziehbar
Berlin (dpa) - Der massive Absturz der internationalen Aktienmärkte hat nach Ansicht des Wirtschaftsweisen Peter Bofinger wenig mit der Entwicklung der Realwirtschaft zu tun.
Die Aktienmärkte hätten zwar „die konjunkturelle Wende verschlafen und reagierten jetzt umso panischer“, aber die fundamentalen Daten der Volkswirtschaft rechtfertigten keinen solchen Kurzsturz, sagte Bofinger der „Neuen Westfälischen“ (Dienstag). Der Würzburger Ökonom sieht vor allem psychologische Faktoren, insbesondere ein Herdenverhalten der Anleger, als Ursache für die anhaltende Talfahrt.
Den wesentlichen Grund für die Schuldenkrise in den USA und in Europa sieht Bofinger darin, dass die „Staaten die Folgen der Immobilien-und Finanzkrise ausbaden mussten“. Sie hätten große Programme zur Stützung von Banken und zur Ankurbelung der Konjunktur aufgelegt.
Zur Rettung des Euro empfiehlt das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, europäische Gemeinschaftsanleihen aufzulegen, sogenannte Euro-Bonds. Das „wäre vor allem ein deutliches Zeichen an die Märkte, dass die Euroländer zusammenstehen“, betonte der Fachmann. Er ist nach eigenen Worten zuversichtlich, „dass die Politiker am Ende diese Kröte schlucken werden. Sie werden nicht zulassen, dass der Finanzraum auseinander fliegt“.