Experten erwarten Abkühlung am Arbeitsmarkt

Nürnberg (dpa) - Der deutsche Jobaufschwung steht nach Einschätzung von Großbanken vor einer Abkühlung. Spätestens in der ersten Jahreshälfte 2012 rechnen die Arbeitsmarktexperten der Institute mit einer stagnierenden Erwerbslosigkeit, einige von ihnen sogar mit einem leichten Anstieg.

„Wir sehen für das erste Halbjahr 2012 eine leichte Rezession. Dass da auch der Arbeitsmarkt was abbekommt, ist klar“, prognostizierte etwa der Deutsche Bank-Volkswirt Stefan Schneider am Mittwoch in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) will am kommenden Mittwoch (30. November) die Arbeitslosenzahlen für November bekanntgeben.

Allianz-Volkswirt Rolf Schneider sieht dagegen die Lage nicht ganz so dramatisch: Er hält das von seinem Haus erwartete leichte Schrumpfen der Wirtschaft um 0,3 Prozent im vierten Quartal 2011 allenfalls für eine Konjunkturdelle. „Insgesamt muss man daher damit rechnen, dass die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt weitgehend stagniert“. Das gelte auch für das erste Halbjahr. Allerdings rechnet er damit, dass sich in der ersten Jahreshälfte 2012 die „Turbulenzen um die EU-Schuldenkrise etwas abflachen und die Weltkonjunktur wieder mehr Rückenwind bekommt“.

Im November ist es nach Einschätzung der Experten auf dem Arbeitsmarkt noch einmal rund gelaufen. Trotz eines leichten Anstiegs der Arbeitslosenzahlen um knapp 20 000 auf 2,75 Millionen erwarten die meisten Fachleute saisonbereinigt einen Rückgang - und zwar um 5000 bis 15 000. Lediglich Stefan Schneider von der Deutschen Bank geht von einer leichten Zunahme der Arbeitslosigkeit aus. Er ist überzeugt davon, dass bereits der saisonbereinigte Anstieg der Erwerbslosenzahlen im Oktober die Trendwende markiert hat. Andere Experten sehen darin eher einen Ausreißer und rechnen mit der Trendwende erst im neuen Jahr.

Weiterhin optimistisch zeigt sich die Commerzbank. Ihr Arbeitsmarktexperte Eckart Tuchtfeld geht sogar von einem weiteren Sinken der Arbeitslosigkeit im November aus; nach seinen Berechnungen könnte die Erwerbslosigkeit auf 2,72 Millionen gerutscht sein. „Ich habe mir mal die offenen Stellen angeschaut - und ihre Zahl hat im Oktober auf hohem Niveau gelegen. Das werte ich als gutes Zeichen“, begründete er seinen Optimismus. Nach seiner Prognose dürfte die positive Entwicklung noch zwei bis drei Monate anhalten. „Was dann kommt, ist noch im Nebel“, räumt Tuchtfeld ein. „Die Konjunktur schwächt sich ab und das geht wohl nicht spurlos am Arbeitsmarkt vorbei.“