Fehlende Motivation kostet Firmen Milliarden

Berlin (dpa) - Wer als Unternehmer seine Leute schlecht behandelt, der vergiftet nicht nur das Betriebsklima, sondern schadet sich selbst. Denn am Ende sinkt die Produktivität der Firma.

Das ist das Fazit einer Studie des US-Beratungsunternehmens Gallup zur emotionalen Bindung von Mitarbeitern an ihren Brötchengeber. Seit 2001 erstellt Gallup für Deutschland jährlich einen „Engagement Index“, am Mittwoch wurden die Ergebnisse für 2012 veröffentlicht. Der Anteil der hochmotivierten Angestellten ist in dem Zeitraum bei 15 Prozent nahezu unverändert geblieben ist.

Um acht Punkte auf 61 Prozent geschrumpft ist die Gruppe der Menschen, die Dienst nach Vorschrift machen, weil sie nur eine geringe emotionale Bindung haben. Etwa im gleichen Umfang, plus neun Punkte auf 24 Prozent, ist seit 2001 die Gruppe derjenigen gewachsen, die innerlich bereits gekündigt hat. Das wären immerhin 8,4 Millionen Menschen.

„Das sind die Leute, die sich schon am Sonntag nach dem "Tatort" fragen: Wann ist denn wieder Wochenende?“, sagt Gallup-Projektmanager Marco Nink. Sie seien eine echte Bedrohung für jedes Unternehmen. Denn sie brächten nicht nur eine unterdurchschnittliche Arbeitsleistung, sondern steckten oftmals ihre Kollegen mit ihrer Unlust an.

Die Studie zeigt einen Zusammenhang von guter oder schlechter Motivation mit Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Von Mitarbeitern, die innerlich Abschied von ihrer Firma genommen haben, kommen auch messbar weniger Ideen. Sie fühlen sich oft nicht anerkannt, nicht als Partner ihres Chefs, sondern als Untergebene. Besonders missachtet sehen sich die Älteren. In der Altersgruppe 48 bis 66 Jahre haben 29 Prozent keine gefühlsmäßige Bindung mehr an ihren Betrieb.

Allein die Fehltage, die auf Unlust zurückzuführen seien, kosteten die Betriebe 18 Milliarden Euro. Alles in allem gingen den deutschen Unternehmen bis zu 138 Milliarden Euro durch fehlendes Engagement verloren, ergaben Modellrechnungen von Gallup.

Es gehe nicht um „eine Schelte in Richtung Arbeitnehmer“, versichert Nink. Die Hauptursache für innerlicher Kündigungen sei vielmehr eine schlechte Personalführung. Viele Vorgesetzte hätten kein Talent für diese Aufgabe und seien auch nicht entsprechend ausgebildet. „Die Führungskräfte kriegen selten einen Spiegel vorgehalten“. Zum Beispiel dächten viele, sie verteilten ausreichend Lob. Ihre Teams sähen das aber ganz anders.

Deshalb sei es dringend nötig, mehr Augenmerk auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu legen, sagt Nink. Ihm dürften die Erkenntnisse der Studie nicht ganz unrecht sein. Denn mit der Analyse von Arbeitsabläufen, Beratung und Begleitung anderer Unternehmen verdient Gallup sein Geld.