Feilschen um Air-Berlin-Strecken
Billigflieger aus dem Ausland könnten einen Großteil der frei werdenden Verbindungen übernehmen.
Düsseldorf. Wer übernimmt die Flugstrecken, die Air Berlin aufgibt? Seit die angeschlagene Fluggesellschaft angekündigt hat, noch in diesem Jahr 7.500 Flüge zu streichen, feilscht die Konkurrenz um frei werdende Verbindungen.
Branchenkenner schätzen, dass vor allem Billigflieger aus dem Ausland in die Lücke stoßen werden. Easyjet und Ryanair haben bereits Interesse bekundet.
Die Flughäfen reagieren wenig begeistert. Denn die Billig-Airlines sind dafür bekannt, schnell zu wechseln. Da es üblicherweise zwischen Flughäfen und Airlines keine Verträge, sondern lediglich Vereinbarungen gibt, sind sie ein schwieriger Partner. „Ryanair etwa tendiert dazu, wie ein Wanderzirkus zu agieren“, sagt die Sprecherin eines großen Luftfahrt-Verbandes.
Ein weiteres Problem: „Der Umsatz, den ein Ryan-air-Kunde am Flughafen macht, unterscheidet sich deutlich von dem eines First-Class-Kunden. Da entsteht ein Ertragsproblem“, sagt Dirk Bartel vom Flughafenverband.
Auch Deutschlands größte Fluggesellschaft Lufthansa dürfte die Entwicklung aufmerksam verfolgen. Bislang war Air Berlin klarer Hauptkonkurrent, in Zukunft wird die Lage unübersichtlicher.
Zwar betont ein Sprecher: „Die Billigflieger steuern nicht wie wir die großen Drehkreuze an.“ Doch vor allem Easyjet ist verstärkt an großen Flughäfen unterwegs und soll Interesse an der von Air Berlin aufgegebenen Verbindung Hamburg — Frankfurt haben. Einziger Konkurrent auf der stark frequentierten Strecke: Lufthansa.
Ganz unterschiedlich fällt das Fazit in den Regionen aus. Im am stärksten betroffenen Thüringen hat sich Verkehrsminister Christian Carius zur Krisensitzung mit dem Finanzvorstand von Air Berlin getroffen. Nachdem bekannt wurde, dass die Airline den Regionalflughafen Erfurt komplett aufgeben will, setzt man auf Nachverhandlungen.
Ein Erfolg scheint möglich: Air-Berlin-Sprecherin Sabine Teller sagt unserer Zeitung: „Die Flüge im Winter fallen weg, auch unser dort stationiertes Flugzeug ziehen wir ab. Aber über den Sommer verhandeln wir noch.“
In Nordrhein-Westfalen ist die Situation entspannter. „Den Flughafen Düsseldorf wollen wir als Drehkreuz eher noch ausbauen“, sagt Teller. Dort werden nur Verbindungen zu Zielen reduziert, die im gesamten Flugnetz schlecht laufen, wie etwa Alicante.
In Köln/ Bonn will die Lufthansa-Tochter Germanwings frei werdende Verbindungen nach Marokko und Italien übernehmen. Gleichzeitig will Air Berlin dort mehr Flüge nach Teneriffa, Fuerteventura und Mallorca anbieten. „Air Berlin hat bei uns einen Anteil von 25 Prozent, daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern“, sagt Flughafensprecher Walter Römer.