Fernzugnetz schrumpft: Kritik an der Bahn
Mainz/Berlin (dpa) - Die Deutsche Bahn befördert im Fernverkehr immer mehr Fahrgäste in weniger Städte. Seit 1999 seien 110 Bahnhöfe aus dem Fernverkehrsnetz genommen worden, berichtete das ARD-Magazin „Report Mainz“ am Dienstag unter Berufung auf eine Übersicht des Verkehrsexperten Felix Berschin.
Stationen abseits der Hauptstrecken würden nur noch halb so oft von ICE oder Intercitys angefahren wie vor 13 Jahren. Die Bahn widersprach den genannten Zahlen nicht. Es gebe aber keine Ausdünnung der Fernverkehrsangebots, vielmehr habe die Bahn die Verkehrsleistung gesteigert, sagte ein Sprecher des bundeseigenen Konzerns.
Die größte Stadt, die nicht mehr von ICE oder Intercitys angefahren werde, sei Krefeld mit 263 000 Einwohnern, ergab Berschins Untersuchung. An 368 untersuchten Bahnhöfen an Nebenrouten sei die Zahl der Fernzughalte seit 1999 von gut 38 000 auf etwa 20 600 gesunken. Das ist ein Rückgang um 46 Prozent. Zu den Verlierern zählten Bonn, Koblenz, Magdeburg und Dresden. Es gebe aber auch Gewinnerstädte wie Wiesbaden, Ingolstadt, Montabaur und Speyer, stellte Berschin fest. Der Experte arbeitet für das Berliner Verkehrsberatungsunternehmen KCW.
Der Deutsche Städtetag beklagte, das Angebot im Fernverkehr habe sich im Untersuchungszeitraum für 17 Millionen Einwohner fast halbiert. Damit würden „die Standortqualität und die wirtschaftlichen Chancen der betroffenen Städte gefährdet“. In den Zeitraum fiel, im Jahr 2002, die Einstellung der Interregio-Verbindungen, die zum Fernverkehrsnetz gehörten. Diese Strecken mit größtenteils schwacher Nachfrage seien in Regionalverkehr umgewandelt worden, sagte der Bahnsprecher.
Die Bahn verwies darauf, dass sie den Fernverkehr anders als den Nahverkehr auf eigenes wirtschaftliches Risiko betreibe. Deshalb setzte sie die Züge bevorzugt dort ein, wo es zusätzliche Nachfrage gebe. Insgesamt seien die Fahrgastzahlen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Fernverkehr erhöhte sich die Verkehrleistung 2010 im Vergleich zu 2009 um 4,1 Prozent auf 34,5 Milliarden Personenkilometer. Bei dieser Größe wird die Zahl der beförderten Personen mit den gefahrenen Kilometern multipliziert.