Hohe Benzinpreise dämpfen Stimmung der Verbraucher

Nürnberg (dpa) - Die hohen Preise für Benzin und Diesel dämpfen die bislang anhaltend gute Stimmung der Verbraucher. Zwar schätzten die Bürger die konjunkturelle Entwicklung zuletzt etwas positiver ein, auch die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen blieb nahezu unverändert.

Doch die Einkommenserwartung nahm spürbar ab, wie das Marktforschungsunternehmen GfK am Dienstag in Nürnberg unter Verweis auf seine monatliche Konsumklimastudie mitteilte. Der Gesamtindex für April geht deshalb zum ersten Mal seit einem halben Jahr leicht zurück, von 6,0 auf 5,9 Punkte.

„Das hat vor allem damit zu tun, dass aufgrund der Benzinpreisentwicklung, die zuletzt Rekordstände erreicht hat, die Inflationssorgen wieder größer geworden sind“, erläuterte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Die Verbraucher befürchteten zudem auch bei anderen Produkten Preiserhöhungen - und bangten angesichts einer Februar-Inflationsrate von 2,3 Prozent um ihren finanziellen Spielraum. Zumal sich auch bei den aktuell laufenden Tarifverhandlungen noch nicht abzeichnet, mit welchen Lohn- und Gehaltserhöhungen die Arbeitnehmer in diesem Jahr rechnen können.

Die Spritpreise spielen für den Konsum seit jeher eine besondere Rolle. „Das sind Signalpreise für die Verbraucher“, erklärte Bürkl. „Das liegt daran, dass das sehr öffentliche Preise sind.“ Schließlich könne jeder durch die großen Anzeigetafeln der Tankstellen am Straßenrand mitverfolgen, wie die Kosten in die Höhe schnellten. Vor allem Pendler hätten durch die Verteuerung weniger im Portemonnaie. Aber nicht nur sie sehen inzwischen ihre Kaufkraft gefährdet, weil sie einen immer größeren Anteil ihres Einkommens für Energie ausgeben müssen.

Um 17 Prozent ist der Importpreis für Erdöl binnen Jahresfrist teuerer geworden. Erdgas legte bis Februar um fast 21 Prozent, die Mineralölpreise um 19 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Insgesamt stiegen die Einfuhrpreise dadurch um 3,5 Prozent, was sich auch auf die Kosten für so manches Alltagsprodukt auswirkt.

Die Einkommenserwartung der Bürger ging deshalb im März auf hohem Niveau zurück. Dennoch sank die Bereitschaft, Geld auszugeben, nur minimal. „Die Anschaffungsneigung bleibt so hoch, weil wir im Land trotz der gestiegenen Inflation - wenn wir etwa den Arbeitsmarkt betrachten - sehr gute Rahmenbedingungen haben“, sagte Bürkl. Wer den Verlust seines Jobs nicht fürchte, habe Planungssicherheit auch für einen teureren und womöglich kreditfinanzierten Neuerwerb.

Laut Bürkl kommt aber auch noch ein anderer wichtiger Punkt zum Tragen: „Die Alternative zum Konsumieren heißt Sparen.“ Aufgrund des fehlenden Vertrauens in die Finanzmärkte sowie der historisch niedrigen Zinsen steckten viele Verbraucher ihr Geld im Moment jedoch lieber in werthaltige Investitionen. So erhöhe mancher Immobilienbesitzer den Wert seines Eigentums durch eine energetische Sanierung, berichtete Bürkl.

Etwas verbessert haben sich im März die Erwartungen an die konjunkturelle Entwicklung. Seitdem eine Insolvenz Griechenlands vorerst abgewendet wurde, stehe das Thema bei Medien wie Verbrauchern nicht mehr so im Mittelpunkt, berichtete Bürkl. „Das hat sich alles durch den Abschluss des Rettungspakets etwas beruhigt.“

Dass der Konjunktur-Indikator noch immer weit unter seinem Vorjahresniveau liegt, spricht nach Einschätzung der GfK jedoch dafür, dass die deutsche Wirtschaft 2012 „spürbar an Dynamik einbüßen wird“. Die ausgeprägten Rezessionstendenzen in einigen EU-Ländern schmälerten die deutschen Exportchancen.

Dennoch dürften die realen privaten Konsumausgaben 2012 wie erwartet um ein Prozent zunehmen, hieß es. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sekundierte: „Der private Konsum wird auch künftig die deutsche Konjunktur stützen. Eine starke Binnenwirtschaft ist gerade in einem schwierigeren weltwirtschaftlichen Umfeld von hoher Bedeutung.“