Solarbranche erwartet weiteres düsteres Jahr
Blaubeuren/Bitterfeld-Wolfen (dpa) - Der Solarbranche in Deutschland droht das zweite Krisenjahr in Folge: „2012 ist ein weltweit verlorenes Jahr für die Solarbranche. Wir werden alle zusammen sehr, sehr viel Geld verbrennen“.
Das sagte der Vorstandschef des angeschlagenen Solarunternehmens Q-Cells, Nedim Cen, am Dienstag in Bitterfeld-Wolfen. Auch der bisher erfolgsverwöhnte Spezialmaschinenbauer Centrotherm aus Blaubeuren kann sich der Krise nicht entziehen. 2012 werde wieder ein „sehr herausforderndes Jahr“, erklärte das Unternehmen.
Die Solarbranche leidet unter Förderkürzungen in Deutschland und Billigkonkurrenz aus Fernost, insbesondere aus China. Die zu erzielenden Preise lägen derzeit deutlich unter den Kosten, zu denen die Unternehmen produzierten, sagte Cen. „Die Ergebnissituation ist branchenweit dramatisch“.
Q-Cells hatte 2011 unter dem Strich einen Verlust von 846 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Erlöse brachen um ein Viertel auf nur noch gut eine Milliarde Euro ein. Auch in diesem Jahr rechnet der Konzern, der rund 2200 Mitarbeiter beschäftigt, mit Verlusten. Das Unternehmen arbeitet derzeit mit Hochdruck an der Restrukturierung, um einer Insolvenz zu entgehen. Q-Cells plant dazu einen radikalen Schulden- und Kapitalschnitt, bei dem die Gläubiger das Ruder übernehmen sollen. Scheitern die Pläne, droht dem Unternehmen die Insolvenz.
Auch bei Centrotherm sind die sonnigen Zeiten erst einmal vorbei. Im vergangenen Jahr verbuchte das schwäbische Unternehmen aufgrund der Krise in der Solarbranche unter dem Strich einen Verlust von 15,9 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte noch ein Gewinn von 51,1 Millionen Euro in den Büchern gestanden. Mit Jahreszielen hielt sich Centrotherm zurück: „Vor dem Hintergrund der aktuellen Marktsituation möchten wir keine Umsatz- und Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2012 geben“.
Die im TecDax notierte Gesellschaft hatte bereits bei der Vorlage vorläufiger Zahlen Anfang März angekündigt, mit einem harten Sparprogramm gegenzusteuern. Von den weltweit 1928 Mitarbeitern im Konzern (Stand: 31. Dezember) sollen bis Mitte des Jahres rund 400 das Unternehmen verlassen.
Der Spezialmaschinenbauer Singulus, der neben Solartechnik auch Produktionsanlagen für Blu-Ray-Discs herstellt, trotzte dagegen dem negativen Trend. Dank der starken Nachfrage bei den Anlagen für Blu-Ray-Discs verbuchte das unterfränkische Unternehmen im vergangenen Jahr unter dem Strich einen Gewinn von 5,6 Millionen Euro. Vor einem Jahr lag der Maschinenbauer noch mit 77,9 Millionen Euro im Minus. Singulus plant nach eigenen Angaben auch für dieses Jahr mit einem positiven Ergebnis.
Vergangene Woche hatten bereits der sächsische Zulieferer Roth & Rau und der Oldenburger Solarmodulhersteller Aleo Solar Hoffnungen auf eine baldige Trendwende gedämpft. Der Photovoltaikkonzern Solarworld peilt zwar eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen an. Die Rahmenbedingungen müssten allerdings stimmen.