Frauenfußball wohl noch kein Wirtschaftsfaktor
Frankfurt/Main (dpa) - Auch wenn der deutsche Frauenfußball in den letzten Jahren extrem erfolgreich war: Entscheidende Impulse für die Wirtschaft können die Kicker von Trainerin Silvia Neid selbst bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land nicht liefern.
Dies sagte Dekabank-Ökonomin Gabriele Widmann in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Frauenfußball ist kein großer Wirtschaftsfaktor, da müssen wir noch mal 20 Jahre warten“, erklärte sie.
Im kleinen Rahmen werde das Fußball-Turnier mit den erfolgsverwöhnten Titelverteidigerinnen um Birgit Prinz aber durchaus spürbar sein, glaubt Widmann: „Eventuell werden ein paar Fernseher mehr verkauft als in normalen Sommern, vielleicht könnte es auch einigen Sportausrüstern einen kleinen Schub verschaffen, obwohl Frauen weniger Trikots kaufen als Männer.“
Am Ende werde die WM den Umsatz des Einzelhandels aber nur im „Nachkommastellenbereich“ berühren. „Die einzigen, die es spüren werden, sind sicher die Fähnchenhersteller. Dort sind die Umsätze grundsätzlich so klein, dass der Verkauf von Deutschlandfahnen erkleckliche Zuwächse bringt.“
Wichtig sei in jedem Fall, dass die deutschen Frauen gut ins Turnier starteten und so eine Welle der Begeisterung auslösten. Davon könnten Gastronomie und Einzelhandel zumindest in den Austragungsorten profitieren. „Das sind - mit Ausnahme von Berlin und Frankfurt - vor allem mittelgroße Städte wie Wolfsburg, Augsburg oder Bochum. Dort wird man es merken, wenn die Fans zwei, drei Tage lang kommen. Das dürfte einen schönen Schub geben.“
Zwar habe sich am Ende nicht einmal das Sommer-Märchen 2006 zählbar auf die deutsche Wirtschaftsleistung ausgewirkt. Allerdings: „Bei der Fußball-WM der Männer hat man sehr stark gesehen, wie das deutsche Selbstbewusstsein mit den Erfolgen stieg, auch wenn es zum Titel nicht reichte“, sagt Widmann. Und da Deutschlands Fußballfrauen mit torgefährlichen Stürmerinnen wie Alexandra Popp oder Fatmire Bajramaj den WM-Titel im eigenen Land sehr wahrscheinlich verteidigten, ist ein Optimismus-Zuwachs aus Sicht der Ökonomin vorprogrammiert: „Wenn das Selbstbewusstsein steigt, steigen Innovations- und Investitionskraft.“
Die Dekabank-Volkswirte haben auch eine Idee im Ärmel, wie der Frauenfußball noch attraktiver werden könnte: Da Frauen kleiner sind als Männer, müssten auch Spielfeld und Tore kleiner sein als im Herrenfußball: „Auf einem kleineren Feld mit kleineren Toren könnten die Frauen ein schnelleres und spannenderes Spiel aufziehen, denn technisch sind sie sicherlich auf Augenhöhe mit den Männern.“ Auch wenn es die gegnerischen Torfrauen damit leichter hätten, die Schüsse von Laudehr & Co, abzuwehren, ist Widmann überzeugt: „Wir Deutschen wären auch mit kleinerem Tor gut.“