GM: Opel-Betriebsratschef setzt Hoffnung auf neuen Chef Henderson
Nach dem Rückzug Wagoners auf Drängen der US-Regierung mahnt Franz nun auch in Europa Wechsel im Management an.
Rüsselsheim. Der Opel-Betriebsrat hat mit Erleichterung auf den Rücktritt von Rick Wagoner an der Spitze der von der Pleite bedrohten US-Mutter General Motors (GM) reagiert. „Ich habe mich immer gewundert, wie lange sich jemand halten kann, der den Unternehmenswert von GM um 90 Prozent gemindert hat“, sagte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz am Montag der dpa in Frankfurt.
Wagoner habe Milliarden verbrannt. Das zeige, dass seine zentralistische Politik gescheitert sei. An den Opel-Plänen, die unter anderem eine Abkopplung von GM und die Gründung einer eigenständigen europäischen Gesellschaft vorsehen, ändere sich durch den Wechsel an der GM-Spitze aber nichts.
Franz unterstrich die Hoffnung der Opelaner auf eine bessere Geschäftspolitik unter Wagoner-Nachfolger Fritz Henderson. „Henderson kennt Europa sehr gut, wir arbeiten in einem offenen und guten Dialog miteinander.“ Anders als Wagoner wisse der 50-jährige Henderson als ehemaliger Chef der GM-Europa-Tochter bestens über Opel Bescheid.
„Henderson hat die wenigste Zeit seiner Karriere in den USA verbracht“, betonte Franz. Er sei zwar kein einfacher Partner, aber berechenbar. „Und er hält sich an Abmachungen.“ Deshalb hatte sich Franz Ende Januar an den bisherigen Konzernvize Henderson und nicht an Wagoner gewandt, als er in Detroit erstmals für seinen Plan einer Herauslösung Opels aus dem Mutterkonzern warb. Auch GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster habe sehr guten Kontakt zu Henderson.
Wagoner übernahm das Steuer bei GM im Jahr 2000. In den vergangenen vier Jahren häufte der einst weltgrößte Autobauer unter seiner Führung Verluste von insgesamt mehr als 80 Milliarden Dollar (60 Mrd Euro) an. Derzeit kann GM nur mit Staatshilfe überleben. „Wagoner steht für ein zentralistisches System, das nun implodiert ist“, sagte Franz.
Am Opel-Stammsitz Rüsselsheim wird GM seit Jahren unter anderem vorgeworfen, ohne Rücksicht auf die Wünsche und Ansprüche europäischer Autofahrer nach Gutsherrenart über die Modellpolitik von Opel zu entscheiden.
Nach dem Rückzug Wagoners auf Drängen der US-Regierung mahnt Franz nun auch in Europa Wechsel im Management an. „Auch hier gibt es eine Reihe von Pharisäern“, sagte Franz und forderte, dass in den Führungsetagen endlich aufgeräumt werde. Namen nannte der Betriebsratschef, der als Strippenzieher bei Opel und GM Europa gilt, nicht.
Vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Dienstag in Rüsselsheim forderte Franz einen Paradigmenwechsel. „Die Bundesregierung muss endlich sagen, wir wollen helfen und die USA müssen die Produktionsstätten freigeben“, sagte Franz.
GM hatte Fabriken und Patentrechte im Zuge der Finanzhilfe aus Washington an die USA verpfändet. Die Bundesregierung macht Hilfen für Opel bisher von einem endgültigen Sanierungskonzept für GM abhängig.