Große Auslandsnachfrage treibt Kartoffelpreise hoch
Ermittlungen des Kartellamtes rücken die Steigerung in den Fokus. Auch Missernten spielen eine Rolle.
Braunschweig. Für Kartoffeln müssen die Verbraucher derzeit tiefer in die Tasche greifen. Seit dem Herbst steigen die Preise, wie die Statistik im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW zeigt. Im Februar und März 2013 waren Kartoffeln im Schnitt mehr als ein Viertel teurer als ein Jahr zuvor. Nach Experteneinschätzung verteuern Missernten in anderen Ländern Europas und der lange Winter die auf den Speisetellern so beliebten Knollen.
Zudem geht das Bundeskartellamt in Ermittlungen gegen 14 Unternehmen der Kartoffelbranche der Frage nach, ob es in der Vergangenheit illegale Preisabsprachen zum Nachteil von Handel und Verbrauchern gegeben hat. „Wir stehen ganz am Anfang der Ermittlungen“, erklärte der Chef des Kartellamtes, Andreas Mundt. Bis zur abschließenden Beurteilung gelte die Unschuldsvermutung. Zugleich stellte Mundt aber auch klar, dass die Behörde viele Hinweise erreichten.
Der Umgang des Deutschen mit seinen Kartoffeln hat sich deutlich geändert. Grünen-Agrarexperte Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf verwies darauf, dass Kartoffeln kaum noch privat im Keller gelagert werden und Lebensmittelhändler den täglichen Verkauf in kleinen Mengen für sich entdeckt haben. Pack- und Sortierbetriebe hätten sich dazwischen geschoben, die nun unter dem Preisdruck ihrer Abnehmer stünden. War das vermutete Kartoffel-Kartell also eine Art Reaktion auf den Preisdruck von Supermarktketten?
Seit geraumer Zeit steigen die Lebensmittelpreise in Deutschland. Große Einzelhändler verwiesen in der Vergangenheit aber regelmäßig auf den harten Wettbewerb, der dafür sorge, dass Kostensteigerungen letztlich nur zu einem Bruchteil an die Kunden weitergereicht werden könnten.
Große Auslandsnachfrage und der lange Winter machen laut Experten deutsche Speisekartoffeln für den Handel knapp und teuer: „Die Abgabepreise der Erzeuger sind derzeit die höchsten der vergangenen zehn Jahre“, sagt Christoph Hambloch von der Agrarmarkt Informations- Gesellschaft AMI. Die durchschnittlichen Abgabepreise der Erzeuger hätten sich seit Herbst auf 28 bis 30 Euro je 100 Kilogramm verdoppelt. Missernten in anderen Ländern seien die Ursache. In welchem Umfang Verbraucher das zu spüren bekommen, bleibe abzuwarten.