Wirtschaft Handwerk boomt — und zittert vor Dieselverbot
Laut Herbstumfrage der Handwerkskammer Düsseldorf erreicht der Geschäftsklima-Index mit 89 Prozent einen neuen Höchststand. Die Unsicherheit bei den Dieselfahrzeugen verhagelt aber die Freude.
Düsseldorf. Der Handwerksmotor brummt. Der Geschäftsklima-Index erreicht 89 Prozent, das ist der höchste Wert seit Einführung der Konjunkturumfragen durch die Kammer vor 33 Jahren. „Ein Umsatzplus für das Handwerk im Kammerbezirk Düsseldorf in Höhe von drei Prozent für das Jahr 2016 ist nicht unrealistisch“, sagte am Montag Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Düsseldorf, bei der Vorstellung des Konjunktur-Herbstgutachtens. Auch die Prognosen für 2017 deuten auf ein weiteres Wachstum der Branche hin. Aber: Die Unsicherheit wegen des drohenden Fahrverbots für Dieselautos in Düsseldorf trübt die Freude der Handwerker nachhaltig.
Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hatte die Landeshauptstadt verurteilt, ihren Luftreinhalteplan wegen anhaltender Stickstoffdioxid-Überschreitungen innerhalb eines Jahres zu verschärfen. Die rot-grüne Landesregierung wiederum hatte Einspruch eingelegt und will das Thema höchstrichterlich geklärt wissen, daher ist noch unklar, ob und wann ein Fahrverbot verhängt wird.
„Eine Beschränkung oder gar ein Einfahrstopp für Dieselfahrzeuge würde speziell das Handwerk massiv treffen“, sagte HWK-Hauptgeschäftsführer Axel Fuhrmann. Die Unternehmen hätten gerade erst ihre Fuhrparks im Zuge der Einführung der Umweltzonen „unter erheblichen Anstrengungen“ auf den Euro-5-Standard gebracht. Es sei für Handwerksbetriebe kaum zu stemmen, ihre Fahrzeugbestände schon wieder in absehbarer Zeit auszutauschen. Alleine in Düsseldorf wären laut HWK rund 25 000 Fahrzeuge von Handwerksbetrieben betroffen. Kosten: 30 000 bis 35 000 Euro pro Auto netto.
Nach Angaben der HWK sind etwa 80 Prozent der Fahrzeugbestände der Handwerksbetriebe mit Dieselmotoren ausgestattet. Selbst wenn es finanziell möglich wäre, die Flotten auszutauschen, so besteht laut Fuhrmann weiterhin das Problem, dass die Automobilindustrie bisher kaum gas- oder elektrobetriebene Nutzfahrzeuge anbietet. Generell wolle auch das Handwerk mehr Gesundheitsschutz, so Fuhrmann weiter. Fahrverbote seinen allerdings das „völlig falsche Mittel“, dies durchzusetzen. Der HWK-Hauptgeschäftsführer warnte davor, dass Handwerksbetriebe „vom Markt verschwinden werden, wenn der Luftreinhalteplan eins zu eins umgesetzt wird“.
Die HWK schlägt ein eigenes Maßnahmenpaket vor: Unter anderem sollen die Rheinbahn-Busse zügig umgerüstet werden und der ruhende Schiffsverkehr auf Stromversorgung umgestellt. Alleine dies könnte 20 Prozent der Emissionen reduzieren. Natürlich sei auch das Handwerk gefragt, so Fuhrmann. Sobald eine Auswahl marktreifer Elektromodelle verfügbar sei, wolle man Sammelbestellungen organisieren. Der Zeitrahmen sollte aber nicht zu eng sein.