Herausforderungen für den Bausektor: Digitalisierung und Arbeitskräftemangel
In der Automobilindustrie und im Maschinenbau ist die Digitalisierung bereits weit fortgeschritten. Intelligente Systeme und automatisierte Abläufe prägen das Geschehen. Im Bausektor mit seinen sehr individuellen Projekten gestaltet sich die Umsetzung der sogenannten Industrie 4.0 offenbar langwieriger.
Weitreichende Einsparungen durch vernetzte Technologien im "Internet der Dinge" sind möglich, doch zunächst müssen die Betriebe in die Entwicklung der nötigen IT-Anwendungen investieren. Um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, stehen außerdem Änderungen in der Flexibilität und eine Anpassung der Maschinen an die Mitarbeiter auf der Tagesordnung.
Die Investitionen in neue Technologien sind für die Bauunternehmen dringend notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. In jedem Bereich können technologische Innovationen gewinnbringend sein, sei es in der Erhebung von Daten für die Prozessoptimierung oder in der automatischen Kommunikation von Maschinen untereinander, um reibungslose Abläufe ohne Zeitverzögerungen zu gewährleisten. Sehr einfache Tätigkeiten, beispielsweise an der Baustelle, werden zunehmend maschinell erledigt. Auf Handwerker kommt deshalb die Aufgabe zu, weitere Tätigkeiten zu erlernen, um diese Prozesse analysieren und steuern zu können. In anderen Bereichen, beispielsweise in der Planung, lässt sich die Digitalisierung schneller umsetzen.
In der Bauplanung ist die Digitalisierung besonders weit fortgeschritten. Hier ist auch der Frauenanteil höher als auf der Baustelle. Nach wie vor sind insgesamt nur wenige Frauen im Bausektor tätig. Doch durch die zunehmende Digitalisierung scheint sich dies zu ändern. Die größten Veränderungen hätten sich im Bereich der Berufe ergeben, für die ein Universitätsabschluss nötig ist, also insbesondere bei den Ingenieurinnen. Mehr Frauen für die Berufe im Bausektor zu interessieren, werde allerdings nicht reichen, um den Fachkräftemangel zu decken, so Ilona Klein vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes.
Doch nicht umsonst heißt es "Not macht erfinderisch". Und so dienen einige der aktuellen Innovationen im Bausektor dem Zweck, mehr Arbeitskräfte zu integrieren oder die derzeit Angestellten länger im Betrieb zu halten. Ein Beispiel ist die Höhenverstellbarkeit der Arbeitsgeräte und Maschinen, um älteren Mitarbeitern die Arbeit zu erleichtern und dadurch ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten. Die richtige Ergonomie und anpassbare, flexible Maschinen sind deshalb unabdingbar. Das Hamburger Unternehmen Jungheinrich erklärt in seinem Wiki, worauf man etwa bei der Ergonomie von Hubwagen und Staplern achten muss. Jede Körperhaltung, jeder Griff muss durchdacht sein, um den Körper nicht unnötig zu belasten.
Zu den älteren Angestellten könnten sich in Zukunft auch derzeit unbeschäftigte Flüchtlingen gesellen. Der Bausektor ist im Vergleich zu vielen anderen Branchen relativ offen für Migranten und entwickelt neben Ausbildungsprogrammen mit Deutschkursen auch intuitiv bedienbare Maschinen, für die selbst geringe Deutschkenntnisse ausreichend sind. Neue Maschinen müssen entsprechend an die Mitarbeiter angepasst werden, und nicht etwa umgekehrt. So soll die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine zu besseren Ergebnissen führen. Die Angestellten werden somit nicht durch die neuen Entwicklungen ersetzt, sondern gefördert.
Bildrechte: Flickr big-data_conew1 luckey_sun CC BY-SA 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten