Hohe Schäden treffen Munich Re
München (dpa) - Überraschend hohe Katastrophenschäden in Japan und Russland haben dem weltgrößten Rückversicherer Munich Re im zweiten Quartal zu schaffen gemacht.
Nur lukrative Geschäfte an den Finanzmärkten bescherten dem Dax-Konzern einen Gewinnsprung, während die größten Mitbewerber Swiss Re und Hannover Rück von geringen Schäden profitierten. Für das laufende Jahr peilt Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard zwar weiterhin einen Überschuss von drei Milliarden Euro an. Dabei setzt er jedoch verstärkt auf höhere Erträge aus Kapitalanlagen und will vermehrt auf unattraktive Verträge verzichten.
Im zweiten Quartal verdiente die Munich Re unterm Strich 765 Millionen Euro und damit 45 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Vorjahr hatte die Flutkatastrophe in Deutschland das Ergebnis belastet. Diesmal schlugen etwa ein Brand in Russland und ein Schneesturm in Japan teuer zu Buche. Zudem kostet das Kentern und die Bergung des Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“ im Mittelmeer Munich Re mit 120 Millionen Euro ein Fünftel mehr als zuletzt geschätzt.
Das Sommergewitter „Ela“, das im Juni über Deutschland, Belgien und Frankreich gewütet hatte, traf die Erstversicherungstochter Ergo mit Schäden in Höhe von 21 Millionen Euro. Anleger reagierten enttäuscht auf die Nachrichten. Die Munich-Re-Aktie brach zeitweise um gut fünf Prozent ein und war damit Schlusslicht im Dax.
Die Folgen von Naturkatastrophen kosteten die Rückversicherung von April bis Juni 291 Millionen Euro und damit zwar sieben Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Von Menschen verursachte Großschäden nahmen hingegen um zwölf Prozent zu. Die nächstkleineren Mitbewerber Swiss Re und Hannover Rück hatten im zweiten Quartal hingegen einen deutlichen Rückgang der Großschäden verbucht.
Wie die Munich Re bekommen die Unternehmen den Preiskampf in der Branche zu spüren. Die Munich Re verzichtete bewusst auf Geschäft und fuhr das erneuerte Vertragsvolumen um sieben Prozent zurück, dabei musste der Rückversicherer zudem einen Preisrückgang um 3,6 Prozent hinnehmen. Bei der Absicherung gegen Naturkatastrophen machen Hedge- und Pensionsfonds den klassischen Rückversicherern über Geldanlagen in Katastrophenanleihen und anderen Instrumenten stärker Konkurrenz.
Viel Geld in die Munich-Re-Kassen spülte der Verkauf von Anleihen und Aktien. Das Kapitalanlageergebnis des Branchenriesen sprang im zweiten Quartal um fast zwei Drittel auf 2,6 Milliarden Euro nach oben. Ein großer Teil dieser Gewinne steht allerdings den Lebens- und Krankenversicherungskunden der Ergo zu. Zu dem Erstversicherer des Konzerns gehören auch die Deutsche Krankenversicherung DKV, der Rechtsschutzversicherer D.A.S. und die Europäische Reiseversicherung.
Die Geschäfte an den Finanzmärkten sollen auch im gesamten Jahr mehr einbringen. Die Kapitalanlagen des Konzerns in Höhe von 217 Milliarden Euro dürften dem Vorstand zufolge in diesem Jahr eine Rendite von 3,5 Prozent abwerfen - 0,2 Prozentpunkte mehr als bisher angepeilt.