Schneller Abbau von Altlasten bringt Commerzbank voran
Frankfurt/Main (dpa) - Der schnelle Abbau von Altlasten und die teure Modernisierung des Privatkundengeschäfts haben der Commerzbank im zweiten Quartal einen Gewinnsprung beschert.
Auch im gesamten ersten Halbjahr 2014 schnitt Deutschlands zweitgrößte Geldinstitut nach Angaben vom Donnerstag sowohl operativ als auch unter dem Strich deutlich besser ab als ein Jahr zuvor. Mit keinen gravierenden Folgen für die eigene Bilanz rechnet die Bank aus der Ukraine-Krise und den Sanktionen gegen Russland.
Fortschritte machte die Commerzbank bei der Stärkung ihrer Kapitalpuffer. „Insgesamt haben wir damit ein gutes Ergebnis erzielt“, erklärte Konzern-Chef Martin Blessing. Im Zwischenbericht stimmte er jedoch auf Gegenwind ein: „Die noch vor uns liegenden Monate des laufenden Jahres werden aufgrund der für Finanzinstitute anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen weiter herausfordernd sein.“
Im zweiten Quartal erwirtschaftete das seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Institut 100 (Vorjahreszeitraum: 40) Millionen Euro Überschuss. Der operative Gewinn stieg auf 257 (74) Millionen Euro. Das war besser als von Analysten erwartet. Die Bank profitierte vor allem davon, dass sie weniger Geld für faule Kredite zurücklegte: Die Risikovorsorge hat sich binnen Jahresfrist von 537 Millionen Euro auf 257 Millionen Euro im zweiten Quartal mehr als halbiert.
Zudem zahlt sich die Offensive im Privatkundengeschäft aus: Der operative Gewinn der lange schwächelnden Sparte stieg auf 115 (54) Millionen Euro. Netto gewann die Bank im zweiten Vierteljahr 95 000 Kunden. Dabei zahlte sich auch die fast 25 Millionen Euro teure Werbekampagne mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft aus. Bereits im ersten Quartal hatte die Kundenzahl um 43 000 zugenommen.
Die Kosten stiegen trotz des laufenden Sparprogramms um 1,6 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro. Allein für die Bankentest der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnet die Commerzbank mit Ausgaben im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Der Vorstand betonte erneut, für die Überprüfung gut gerüstet zu sein.
Für das Gesamtjahr strebt die Commerzbank an, ihre Kosten nicht über die Marke von 7 Milliarden Euro steigen zu lassen. Im vergangenen Jahr hatte der Vorstand angekündigt rund 5200 Stellen zu streichen. Ende Juni hatte die Bank knapp 51 800 Mitarbeiter, fast 1800 weniger als ein Jahr zuvor. Das Management prüft weitere Einsparungen, wie Finanzvorstand Stephan Engels sagte. Eine genaue Stellenzahl wollte er nicht nennen: „Wir müssen uns davon verabschieden, in Programmen zu denken. Kostendisziplin wird zu einer Daueraufgabe.“
Beim Abbau seiner Problemgeschäfte kommt das Institut schneller voran als erwartet. Daher soll die konzerneigene Bad Bank ihre Bestände nun bis 2016 auf rund 67 Milliarden Euro verringern, bisher galten 75 Milliarden Euro als Ziel. In der Sparte werden Schiffsfinanzierungen, Staatsanleihen und gewerbliche Immobilienkredite abgewickelt. Ende Juni lagerten in der Bad Bank noch Papiere im Umfang von 92 Milliarden Euro, Anfang 2013 waren es noch 143 Milliarden.
Der Abbau von Altlasten lässt die Einnahmen zwar schmelzen, zugleich sinkt dadurch aber die Risikovorsorge. Der Abbau kommt auch den Kapitalpuffern der Bank zugute. Die harte Kernkapitalquote, die das Eigenkapital ins Verhältnis zu den Risikopositionen setzt, stieg von Ende März bis Ende Juni 2014 um 0,4 Prozentpunkte auf 9,4 Prozent.
Die Commerzbank fürchtet die Folgen der Ukraine-Krise und der Sanktionen gegen Russland fürs eigene Haus nicht. Ende Juni war die Bank mit 5,4 Milliarden Euro in Russland und 100 Millionen Euro in der Ukraine investiert. Diese Kredite seien aber alle etwa durch staatliche Exportgarantien abgesichert.