Hypo Real Estate: Funke versetzt die Richter
Der frühere Chef der Hypo Real Estate verweigert die Aussage. Was er wusste, bleibt offen.
München. Der frühere Chef der Hypo Real Estate (HRE) zeigt der Justiz in Deutschland die kalte Schulter. Erstmals seit der dramatischen Notrettung der Immobilienbank sollte Georg Funke Donnerstag in Deutschland öffentlich auftreten. Doch aus seinem geplanten Auftritt vor dem Oberlandesgericht München wurde nichts: In letzter Minute überlegte es sich der 58-Jährige anders und blieb dem Gerichtssaal fern.
Nun müssen die Richter den Prozess um milliardenschwere Schadenersatzforderungen ehemaliger Aktionäre ohne die Hauptperson führen. Dabei ist die alles entscheidende Frage: Wann wusste das frühere Management der HRE von der Krise der Bank? Funke hätte den Richtern dazu wohl viel erzählen können.
Die Verweigerung der Aussage ist aber sein gutes Recht als Beklagter in dem Zivilprozess. Sein Anwalt riet ihm dringend von der Aussage ab: Da die Münchner Staatsanwaltschaft auch strafrechtlich gegen Funke ermittelt, hätte er seine Worte vor Gericht sorgsam wählen müssen. „Herr Funke hat sich entschlossen, keine Angaben zu machen“, verkündete der Anwalt den Richtern zur Mittagszeit, als Funke hätte erscheinen sollen.
In der Finanzkrise war der Manager eines der bekanntesten Gesichter der deutschen Wirtschaft. Sein Name ging um die Welt, als ein Milliardenloch bei der Immobilienbank HRE den Finanzplatz Deutschland im September 2008 in eine Schockstarre versetzte. Fotos von Funke prangten später auf den meisten Chroniken des Jahres.
Funke fühlte sich zu Unrecht als Zocker und Gierbanker verfolgt und verlegte seinen Wohnsitz von München nach Mallorca. Dort handelte er mit Luxusvillen und ließ in Interviews wissen, dass er keine Schuld für das HRE-Drama trägt. Wo er heute lebt, wollte sein Anwalt nicht sagen. Funke sei auf dem Höhepunkt der Krise sogar beim Spaziergang im Wald verfolgt worden — das will er sich künftig ersparen.
Seine Villa in München hat der gebürtige Gelsenkirchener Funke schon vor Jahren für mehrere Millionen Euro verkauft. Er muss aber immer noch regelmäßig nach Deutschland kommen, wenn ihn die Staatsanwaltschaft vernehmen will, die wegen des Verdachts auf Marktmanipulation und unrichtige Darstellung der Unternehmensverhältnisse gegen ihn ermittelt.