Kritik am Kahlschlag der Bahn
Weil die Kunden vermehrt online buchen, werden in den Reisezentren bis zu 700 Stellen gestrichen.
Berlin. Der geplante Stellenbau in den Reisezentren der Deutschen Bahn stößt bei der Verkehrsgewerkschaft EVG auf erbitterten Widerstand. „Das wäre ein brutaler Kahlschlag“, sagte EVG-Vorstand Reiner Bieck am Wochenende in Berlin. Auch der Fahrgastverband Pro Bahn steht dem Vorhaben nach eigener Darstellung „sehr kritisch“ gegenüber.
Die Bahn hatte zuvor angekündigt, dass in den DB-Reisezentren bis zum Jahr 2016 rund 700 der 2350 Stellen gestrichen werden sollen. Es sind zwar keine Entlassungen vorgesehen, doch die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) warnt vor „massiven Auswirkungen auf den Bestand der Reisezentren“.
Auch Hartmut Buyken von Pro Bahn betonte: „Das darf nicht zur Schließung von Reisezentren führen.“ Es müsse genug Personal für jene Passagiere geben, die ihre Fahrkarten nicht am Automaten oder im Internet kaufen wollten.
Die Deutsche Bahn begründet den geplanten Stellenabbau damit, dass immer mehr Fahrgäste ihre Tickets im Internet kaufen. Pieck pocht jedoch auf die Beratung am Schalter: „Viele Kunden informieren sich in den Reisezentren über die besten Verbindungen, um das Ticket dann — in manchen Fällen kostengünstiger — am Automaten oder über das Internet zu buchen.“
Derzeit betreibt die Bahn bundesweit 400 Reisezentren, in denen etwa 2350 Reiseberater arbeiten. Für etwa 350 von ihnen will man innerhalb des Unternehmens einen neuen Job finden, weitere 350 Beschäftigte scheiden den Plänen zufolge durch Fluktuation sowie altersbedingt aus.
Der Bahn-Konzern rechnet damit, dass der Umsatzanteil der Reisezentren beim Ticketverkauf bis 2016 von derzeit 22 auf 17 Prozent zurückgeht.