Anlegerschützer Nieding warnt vor Eurobonds
Frankfurt/Main (dpa) - Anlegerschützer Klaus Nieding befürchtet gravierende Nachteile für Verbraucher und Privatanleger bei der Einführung einer gemeinsamen europäischen Staatsanleihe: „Wenn die Eurobonds so kommen, wie sie derzeit diskutiert werden, wird die Verschuldung in Europa sozialisiert.“
„Wenn ein Land sein Rating verliert oder Probleme bekommt, haften die anderen Länder mit“, sagte der Experte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Deutschland laufe dann Gefahr, seine Bestnote bei den Ratingagenturen zu verlieren.
Je schlechter die Agenturen die Bonität eines Staates beurteilen, desto teurer und schwieriger wird es für das Land, sich am Markt Geld zu besorgen. Die Refinanzierungskosten steigen. „Letztlich kommt das beim Endanleger an. Die Belastungen werden durchgereicht“, befürchtet Nieding, der auch Landesgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland ist. Allerdings ist dies kein Automatismus: So sind die Kurse der US-amerikanischen Staatsanleihen trotz der jüngsten Herabstufung durch Standard & Poor's zuletzt gestiegen.
Die Einführung von Eurobonds könnte auch Bundesanleihen belasten, die Anleger noch im Depot haben und zum Beispiel vor Ende der Fälligkeit verkaufen wollen. Verschlechtere sich das Finanzgefüge im Euro-Raum, werde das nicht nur den Wert der Eurobonds drücken, sondern über die Mithaftung Deutschlands möglicherweise auch die Bundesanleihen, sagte Nieding. „Wenn Italien eine Lungenentzündung hat, können unsere Bundesanleihen die Grippe bekommen.“
Der Politik warf Nieding „Flickschusterei“ vor. „Wir vermissen an den Kapitalmärkten den großen Wurf. Was nützt das Gerede über eine Finanztransaktionssteuer, wenn sie nicht einheitlich eingeführt wird.“ Das Geld werde in andere Märkte abwandern. „Das Geld hat Beine wie ein Reh und ein Gedächtnis wie ein Elefant, heißt es an der Börse.“
„Letztlich verteuert die Steuer nur Börsengeschäfte. Mit der Folge, dass sich der Privatanleger noch mehr aus Aktien verabschiedet als ohnehin schon“, sagte Nieding. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatten vorgeschlagen, eine Finanztransaktionssteuer im Euroraum einzuführen.