Lufthansa kopiert die Billigflieger
In die Flugzeuge sollen ab 2010 mehr Sitze eingebaut werden.
Frankfurt. Die Lufthansa rast nach Jahren des Wachstums auf gefährliche Gewitterfronten zu. Auf den innereuropäischen Strecken jagen ihr die Billigflieger Marktanteile ab. Selbst Premiumkunden kaufen billige Tickets.
Auf der Langstrecke kommen der Lufthansa finanzstarke Gesellschaften wie Emirates in die Quere und die Zukäufe in Europa müssen saniert werden. Nun schlägt Vize-Chef Christoph Franz, designierter Nachfolger von Konzernchef Wolfgang Mayrhuber, Alarm. Der Konzern müsse die Kosten drastisch senken.
Ein Beispiel aus dem Sparpaket: Die Bestuhlung der Flugzeuge. Billigflieger setzen teils deutlich mehr Passagiere in die Maschinen und können damit pro Flug mehr Tickets verkaufen. Doch weniger Platz heißt weniger Komfort.
Lufthansa versucht den Spagat: Ab 2010 sollen neue Sitzplätze mit weniger Abstand in Flieger für den Europaverkehr eingebaut werden. Abstriche beim Komfort soll es nicht geben, sagt Sprecherin Amélie Schwierholz.
Ermöglicht werden soll dies durch schmalere Lehnen, neue Materialien und andere Formen. Auf Kurzstrecken könnten zudem Küchen und Garderoben ausgebaut werden. Auch das schaffe Platz. Wie viele zusätzliche Plätze pro Maschine diese Maßnahmen bringen, ist noch offen.
Kostenloses Essen an Bord soll es zwar weiterhin geben. Alles andere würde "bei einem Premiumanbieter nicht funktionieren", sagt Franz. Einsparpotenzial gebe es bei der Verpflegung dennoch.
Die Idee mit den neuen Sitzen und dem Essen wird der Kunde bald selbst prüfen können - doch die immensen Probleme der Lufthansa löst sie allein nicht. "Wir haben feststellen müssen, dass wir auf vielen Strecken schlicht nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Unser Marktanteil ist auf bestimmten innerdeutschen Routen unter 15 Prozent gefallen", sagt Franz.
So müssten im Direktverkehr außerhalb der Knoten die Kosten um 40 Prozent sinken. "Wir fliegen dort Verluste ein, nicht erst seit 2009. Unter anderem haben wir die Brutalität des Wettbewerbs durch die Low-Cost-Airlines unterschätzt, und da möchte ich mich gar nicht ausnehmen." Das Modell, wonach profitable Langstreckenflüge die Kurzstrecke subventionieren, funktioniere nicht mehr.
Derweil ist einer der größten Kostenblöcke der Lufthansa das Personal. Derzeit laufen Tarifverhandlungen mit der Vereinigung Cockpit (VC). Die Gespräche seien zwar konstruktiv, doch wollten sich die Piloten nicht am Sparprogramm beteiligen, so Franz. Er fordert: "Wir brauchen ein gemeinsames Verständnis dafür, wie besorgniserregend die Situation ist."
VC kontert: "Die Lufthansa malt eine sehr große Krise an die Wand." Wenn die Branche vor einer so großen Krise stünde, hätte man keine weiteren Fluggesellschaften kaufen dürfen. VC halte an der Forderung von 9,6 Prozent mehr Geld bei 18 Monaten Laufzeit fest.