Zahl der Firmenpleiten steigt

Die Wirtschaftskrise treibt mehr gesunde Unternehmen in den Bankrott, auch weil Banken zögerlicher ihre Kredite vergeben.

Wiesbaden/Neuss. Immer mehr Firmen gehen in Folge der Wirtschaftskrise in die Knie und müssen Insolvenz anmelden. In den ersten acht Monaten sind 21.807 Insolvenzen von Unternehmen gemeldet worden. Das ist ein Plus von 15,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte.

Im August stieg die Zahl der Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12,3 Prozent. Demnach schlidderten 2619Unternehmen in die Pleite. Insgesamt registrierten die Gerichte zwischen Januar und August dieses Jahres 106.907 Insolvenzen. Ein Vergleich dieser Zahlen mit dem Vorjahreszeitraum ist laut der Statistiker unmöglich, da die NRW-Gerichte im ersten Quartal 2008 erst die Insolvenzen des Jahres 2007 nachmelden.

Die offenen Gläubiger-Forderungen bezifferten die Gerichte für August auf 4,3Milliarden Euro. Das sind fast doppelt so viel wie die 2,2 Milliarden Euro im August des Vorjahres.

Ganz leicht zurückgegangen - um 1,1 Prozent auf 65710 - ist hingegen die Zahl der Bundesbürger, die in den ersten acht Monaten in die Privatinsolvenz gegangen sind. "Längst sind nicht mehr hauptsächlich Arbeitslose von der Zwangsvollstreckung betroffen. Es trifft zunehmend Mittelständler oder Gastronomen", sagte Rüdiger Majewski, Vorsitzender des Gerichtsvollzieherbundes. Diese rutschen oft erst in die Pleite, weil sich die Banken bei der Kredit-Vergabe heute sehr viel zögerlicher geworden sind.

Auch deshalb könnte die leicht positive Entwicklung der Verbraucherinsolvenzen schnell enden: Denn mit steigender Arbeitslosigkeit wächst nach Einschätzung der Neusser Wirtschaftsauskunftei Creditreform für viele Haushalte in den nächsten Monaten die Gefahr der Überschuldung. Der Deutschland-Chefvolkswirt von Uni-Credit, Andreas Rees, geht im nächsten Jahr "von 4,25 Millionen Arbeitslosen aus".

Creditreform-Chef Helmut Rödl schätzt, dass 2010 rund 6,5 Millionen Verbraucher ihre Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen können. Dies wären 300.000 mehr als in diesem Jahr. Damit könnte fast jeder zehnte Bundesbürger über 18 Jahre in die Schuldenfalle geraten.