McDonald's-Mitarbeiter beklagen Niedriglöhne
Oak Brook (dpa) - Mitarbeiter von McDonald's in den USA haben ihrem Unmut über ihre Bezahlung Luft gemacht. Sie demonstrierten am Rande der Hauptversammlung der Fast-Food-Kette am Donnerstag für einen Stundenlohn von 15 Dollar (11 Euro).
Der Durchschnittslohn in der Branche liegt nach Angaben des Arbeitsministeriums bei 9,08 Dollar. Manche Beschäftigte bekommen sogar nur den gesetzlichen Mindestlohn von 7,25 Dollar und haben seit Jahren keine Erhöhung erhalten.
„Dieses Unternehmen stellt Profite über Menschen“, sagte ein Kritiker auf der Hauptversammlung. McDonald's verkaufe nicht nur ungesundes Essen an Kinder, viele Mitarbeiter könnten auch von ihrem Lohn nicht leben. Der Konzern agiere „raubtierhaft“ und schade der Gesellschaft.
„Wir treten nicht wie Raubtiere auf“, erwiderte McDonald's-Chef Don Thompson. „Wir sind Menschen, wir haben Werte bei McDonald's.“ Für viele Mitarbeiter sei McDonald's der Einstieg ins Berufsleben. „Wir bieten richtige Jobs, die zu richtigen Karrieren führen.“ Die Hälfte der Manager habe als einfache Mitarbeiter angefangen. „Wir eröffnen mehr Möglichkeiten als jeder andere Ort, den ich kenne.“
Bereits am Vortag hatten die Proteste an der Firmenzentrale in Oak Brook nahe Chicago begonnen. Nach Gewerkschaftsangaben hatten sich dort mehr als 2000 Menschen versammelt, um mit Aufschriften auf Schildern wie „Wir sind mehr wert“ auf ihre niedrigen Einkommen hinzuweisen. Nachdem sich die Demonstranten geweigert hätten, das Gelände zu verlassen, seien mehr als 100 von ihnen vorübergehend von der Polizei festgenommen worden, erklärten die Organisatoren.
Ein Redner auf der Hauptversammlung pflichtete dem McDonald's-Chef allerdings bei. Der Mann sagte, er sei als Einwanderer in die USA gekommen und habe dank der Unterstützung von McDonald's eine Ausbildung absolvieren können. Nun habe er seine eigene Filiale: „Das ist kein Einzelfall.“ Ein großer Teil der McDonald's-Restaurants wird von selbstständigen Partnern betrieben, den Franchise-Nehmern.
Hintergrund der aufflammenden Proteste ist die Debatte um die ungleiche Verteilung der Einkommen zwischen Managern und einfachen Beschäftigten. So lag das Gesamtgehalt von McDonald's-Chef Thompson im vergangenen Jahr bei 9,5 Millionen Dollar. Ein Mitarbeiter in einem Schnellrestaurant verdiente dagegen nach Angaben des Arbeitsministeriums im Schnitt 18 880 Dollar.
Die Hauptversammlung von McDonald's bietet jedes Jahr eine Bühne für Kritiker. Im vergangenen Jahr hatte eine Neunjährige den Konzernchef in die Mangel genommen und ihm vorgeworfen, Kinder zu ungesundem Essen zu verleiten. In diesem Jahr musste sich Thompson von Müttern anhören, ihre Kinder durch Werbung zu Fast Food zu verleiten. „Wir essen nicht bei McDonald's“, sagte eine Frau. „Aber ich kann die Werbung Zuhause nicht abstellen.“ Thompson verwies auf gesunde Produkte wie Milch in den Happy Meals. „Es wird noch mehr Auswahl geben“, sagte der Firmenchef. „Wir sind verantwortungsvoll.“
Schon vor einer Woche hatten Beschäftigte in den USA für höhere Löhne demonstriert und auch Restaurants anderer Ketten lahmgelegt. Vor zwei Monaten hatten McDonald's-Mitarbeiter den Fast-Food-Primus wegen unfairer Bezahlung verklagt und von „Lohn-Diebstahl“ gesprochen. So hätten die Mitarbeiter unter anderem unbezahlte Überstunden leisten oder die Zeitkonten manipulieren müssen, lautete der Vorwurf. McDonald's hatte versichert, den Vorwürfen nachzugehen.
In Deutschland war der Rivale Burger King unter Druck geraten, nachdem die RTL-Sendung „Team Wallraff - Reporter Undercover“ über Hygieneverstöße und schlechte Arbeitsbedingungen bei einem Lizenznehmer berichtet hatte.
Nach dem Wegfall einfacher Arbeiten in vielen Industriebetrieben weichen insbesondere ungelernte Kräfte oft in die Fast-Food-Branche aus. Angesichts niedriger Löhne sind sie nicht selten zusätzlich auf staatliche Unterstützung angewiesen. Präsident Barack Obama hatte vor diesem Hintergrund zu Jahresbeginn eine Initiative für einen höheren Mindestlohn gestartet. Er hob die Schwelle per Erlass von 7,25 auf 10,10 Dollar pro Stunde an - allerdings nur für Unternehmen, die für den Staat arbeiten. Für eine flächendeckende Einführung muss der Kongress ein Gesetz beschließen.