Deutsche-Bank-Führung beharrt auf ihrem Kurs

Frankfurt/Main (dpa) - Die Deutsche Bank hält trotz massiver Kritik ihrer Aktionäre unbeirrt an ihrem Kurs fest und bekennt sich zu einem weltweiten Kapitalmarkt-Geschäft.

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Die Strategie, das klassische Bankgeschäft mit dem Investmentbanking zu kombinieren, stehe „ohne Wenn oder Aber“, betonte Co-Chef Anshu Jain bei der Hauptversammlung am Donnerstag in Frankfurt.

Volle Unterstützung erhielt das Management von Aufsichtsratschef Paul Achleitner. „Ihre Deutsche Bank ist eine der wenigen europäischen Banken, die das Potenzial hat, auch künftig eine führende Rolle im internationalen Kapitalmarkt zu haben“, rief Achleitner den rund 4800 Aktionären zu. Das Geschäft wird auch wegen strengerer Kapitalvorschriften immer schwieriger. Viele europäische Konkurrenten ziehen sich daher aus weiten Teilen des Investmentbankings zurück.

Bei der Deutschen Bank ist die Sparte für zahlreiche teure Altlasten verantwortlich. Für drohende juristische Niederlagen hat der Konzern derzeit noch 1,8 Milliarden Euro zurückgestellt. Die Bank rechnet mit weiteren Belastungen. Die Rechtskosten könnten im laufenden Jahr wie 2013 bei drei Milliarden Euro liegen. Derzeit ist die Bank nach Angaben des Vorstands in etwa 1000 Rechtsstreitigkeiten mit einem Streitwert von jeweils mehr als 100 000 Euro verwickelt. Dazu kämen etwa 180 Verfahren der Aufseher weltweit.

„Den Aktionären und Investoren reißt langsam der Geduldsfaden, was Rechtsstreitigkeiten, Strafzahlungen und Verstöße gegen Corporate Governance und Compliance angeht“, kritisierte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment. Die Liste der Zumutungen werde durch die erneute Kapitalerhöhung fortgesetzt.

Um Zweifel an ihren Krisenpuffern auszuräumen, hatte die Deutsche Bank am Sonntag eine weitere Kapitalerhöhung angekündigt - die dritte seit der Finanzkrise. Sie soll acht Milliarden Euro in die Kassen bringen und bringt dem deutschen Branchenprimus einen neuen Großaktionär in Person eines Scheichs aus Katar. Da dadurch die Anteile der Alt-Aktionäre weiter verwässert werden, gibt es auch Kritik an diesem Schritt. Plötzlich nehme die Bank „Staatsgeld aus dem Orient“ an, um ihre Ziele zu erreichen, sagte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Jain verteidigte die Weichenstellung: „Wir reagieren entschlossen auf neue Kapitalregeln.“ Zudem verbessere das Institut damit seine Wettbewerbsposition und verschaffe sich Spielräume für neue Investitionen.

Zugleich müsse die Bank weiter sparen. „Um unsere Strategie verstärkt voranzutreiben, werden wir ein Maßnahmenpaket umsetzen, mit dem wir auf den neuen Kostendruck in unserem Umfeld reagieren“, sagte Jains Partner an der Spitze der Bank, Jürgen Fitschen. „Die Kosten, die anfallen, um neue Regulierungsvorschriften zu erfüllen, sind beträchtlich.“ Konkrete neue Schritte hierzu nannte Fitschen nicht.

Auf Kritik stieß die geplante Neuregelung der Vergütungsregeln. Das Institut will die Festgehälter von Investmentbankern erhöhen und reagiert damit auf verschärfte EU-Bonusregeln. Aktionärsschützer Klaus Nieding kritisierte dies als „Schluck aus der Pulle“. Die bisherige Vergütung solle reichen, um gute Kräfte zu halten.

„Es geht nicht darum, hierdurch das Gesamtvergütungsniveau zu erhöhen oder die Boni zu verdoppeln“, versicherte Fitschen. Vorgesehen sei für einen bestimmten Teil der Mitarbeiter „eine angemessene Erhöhung der Festvergütung und eine Reduzierung der variablen Vergütung“. Betroffen wären davon etwa 1700 Mitarbeiter.

Diese Regelung erhalte dem Konzern die nötige Flexibilität, erklärte Fitschen. Bisher konnten Banken Boni in theoretisch unbegrenzter Höhe ausschütten. Nach den neuen gesetzlichen Regeln dürfen Boni für Banker ab diesem Jahr aber nur noch maximal so hoch sein wie das Grundgehalt eines Mitarbeiters. Stimmt die Hauptversammlung zu, darf die Bonusgrenze jedoch verdoppelt werden.

Vorsorglich ließ die Deutsche Bank ihre Aktionäre über diese 2:1-Regelung abstimmen. Die Zustimmung dazu galt als Formsache, weil viele Großaktionäre mitziehen. Die Alternative wäre, die Fixgehälter noch deutlicher - und für dann etwa 4500 Mitarbeiter - zu erhöhen, damit Führungskräfte unter dem Strich nicht weniger verdienen. Dann hätte die Bank in schlechten Zeiten aber weniger Spielräume, um Personalkosten zu senken.