Metall-Tarifkonflikt verschärft sich

Ludwigsburg/München (dpa) - Die Zeichen im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie stehen auf Warnstreiks. Die Arbeitgeber bieten eine Entgelterhöhung von 2,3 Prozent für 13 Monate an.

Da in der Gesamtlaufzeit auch zwei Monate ohne Anhebungen vorgesehen sind, würde sich der Lohn für die 3,7 Millionen Beschäftigten der Branche erst zum 1. Juli erhöhen. Die IG Metall bekräftigte ihre Forderung nach einem Plus von 5,5 Prozent bei zwölf Monaten Laufzeit.

Baden-Württembergs IG-Metall-Chef Jörg Hofmann wies die Offerte am Freitag als „Unverschämtheit“ zurück und kündigte Warnstreiks an. Denn das in der zweiten Verhandlungsrunde in München und Ludwigsburg vorgelegte gleichlautende Angebot laufe auf eine Erhöhung von nur 1,9 Prozent hinaus. Bayerns IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler sprach von einer Provokation. Die Friedenspflicht endet am 30. April. Danach kann die Gewerkschaft zu Arbeitsniederlegungen aufrufen.

Die Arbeitgeber machten eine andere Rechnung auf: Da der im Südwesten geschmiedete letztjährige Abschluss von 4,3 Prozent noch in dieses Jahr hineinreiche, summiere sich das Entgeltplus auf 2,4 Prozent für das Gesamtjahr. Damit erhöhten sich die Reallöhne der Beschäftigten deutlich. Das sei „angesichts des derzeitigen konjunkturellen Leerlaufs unserer Industrie schon schmerzhaft“, sagte Südwestmetall-Chef Stefan Wolf.

Auch beim Blick auf die wirtschaftliche Lage tun sich Gräben auf: Die IG Metall argumentiert mit Profiten der Branche von 50 Milliarden Euro für 2012 und will die Beschäftigten nicht mit einem Inflationsausgleich abgespeist sehen. Bezirksleiter Hofmann sagte: „Wir wollen ein Zeichen setzen für mehr Kaufkraft, damit Beschäftigung gesichert und Wachstum erzeugt wird.“ Sein bayerischer Kollege sagte: „Auch die Manager verdienen gutes Geld.“ Daran müssten nun auch die Arbeitnehmer beteiligt werden.

Bei einer IG-Metall-Kundgebung in Ludwigsburg war die Enttäuschung über das Angebot groß. „Für sechs Monate wäre das verhandelbar“, meinten zwei Mitarbeiter von Bombardier in Mannheim sarkastisch. Vor den Gesprächen hatten in München mehr als 4000 Metaller, in Ludwigsburg 5000 ihre Bereitschaft für den Arbeitskampf demonstriert.

Anders als die Gewerkschaft verweist Südwestmetall bei der Begründung des Angebots auf trübe Aussichten für 2013. Produktion und Auftragseingänge seien derzeit rückläufig. Die bayerische Verhandlungsführerin der Arbeitgeber, Angelique Renkhoff-Mücke, meinte, die Branche sehe sich großen Risiken und Unsicherheiten gegenüber.

Die Gespräche für die 770 000 Beschäftigten der Branche in Bayern wurden auf den 8. Mai in Nürnberg vertagt. Für die 740 000 Kollegen im Südwesten soll am 7. Mai in Böblingen verhandelt werden. Baden- Württemberg könnte damit die bundesweite Vorreiterrolle zufallen.

Weiterer Knackpunkt ist die Frage, wie die Binnennachfrage angekurbelt werden kann. Wolf sieht durch eine Tarifpolitik „mit Augenmaß“ die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und damit die Arbeitsplätze gesichert. Überfordere man die Betriebe, drohten Jobverluste und damit weniger Konsum. Dagegen will die IG Metall im krisengeschüttelten Europa mit einem möglichst hohen Abschluss wenigstens die Nachfrage in Deutschland beleben.

Überraschend haben die Arbeitgeber eine kurze Laufzeit von 13 Monaten vorschlagen und sind damit der Forderung der Gewerkschaft entgegengekommen. Südwestmetall-Chef Wolf hatte zuvor eine Laufzeit von 22 Monaten ins Gespräch gebracht, um den Firmen Planungssicherheit zu geben. Allerdings betonte Wolf nach den Gesprächen, er strebe eine längere Laufzeit an, damit Differenzierung möglich sei und der sehr unterschiedlichen Lage der Betriebe Rechnung getragen werden könne.