Moody’s stellt Portugal vernichtendes Zeugnis aus

Die Ratingagentur meint, dass das Land bald ein neues Hilfspaket braucht. EU-Politiker reagieren entsetzt.

Brüssel. Nach Griechenland jetzt wieder Portugal: Die Ratingagentur Moody’s meint, dass Portugal seine Hausaufgaben nicht macht — und bald ein zweites Milliarden-Hilfspaket braucht. Bislang hat Portugal 78 Milliarden Euro Hilfe erhalten.

Moody’s hat die Note Portugals gleich um vier Stufen von „Baa1“ auf „Ba2“ und damit auf Ramschniveau gesenkt. Ab der Note „Ba1“ spricht Moody’s von „substanziellen Kreditrisiken“. Die Agentur bemängelt, dass das Land bei der Sanierung seiner Staatsfinanzen nicht wie geplant vorankomme.

Die Rendite zehnjähriger portugiesischer Staatsanleihen erreichte mit 11,59 Prozent einen Rekordstand seit der Euro-Einführung. Auch der Euro geriet unter Druck: Er kostete gestern Nachmittag 1,4286 Dollar, gut eineinhalb Cent weniger als am Morgen.

Die Herabstufung hat in der EU einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. „Das ist eine unglückselige Episode und wirft Fragen über das Verhalten der Ratingagenturen und deren Weitblick auf“, sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn. Bundesfinanzminister Schäuble sagte, Portugal liege bei der Umsetzung des Sparprogramms nicht nur voll im Plan, sondern sogar darüber.

Es gebe daher zu diesem Zeitpunkt keine sachlichen Gründe, zu so einer Einschätzung zu kommen. Griechenlands Außenminister Lambrinidis sagte, die Herabstufung fuße nicht auf der Tatsache, dass die Regierung in Lissabon nicht ihre Arbeit mache, sondern auf der Annahme, dass das Land ein zweites Hilfspaket brauchen könnte. Dies sei der „Irrsinn“ einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.

Wolfgang Schäuble bekräftigte seine Forderung, den Einfluss der Ratingagenturen zu begrenzen. Es müsse versucht werden, das Oligopol der drei Agenturen — Moody’s, Standard & Poor’s sowie Fitch — aufzubrechen. Zuletzt war Standard & Poor’s in die Kritik geraten, weil sie vor einer Beteiligung privater Gläubiger am zweiten Hilfspaket für Griechenland gewarnt hatte.

Der Deutschland-Chef von S&P, Torsten Hinrichs, verteidigte das Vorgehen. Die Aufgabe der Ratingagentur sei nicht, zu beurteilen, ob ein Lösungsversuch ökonomisch oder politisch richtig sei, sondern eine Meinung über die künftige Zahlungsfähigkeit abzugeben. Red