Nach Piloten-Streik normaler Flugverkehr bei der Lufthansa
Nach dem 36-stündigen Pilotenstreik bei der Lufthansa-Tochter CityLine müssen Passagiere zunächst nicht mehr mit massiven Störungen im Flugverkehr rechnen. Am Freitagmittag war der dritte Streik von Piloten innerhalb von vier Wochen zu Ende gegangen. Dabei waren 500 Flüge ausgefallen, 140 davon am Freitag.
Frankfurt/Main. Nach dem 36-stündigen Pilotenstreik bei der Lufthansa-Tochter CityLine müssen Passagiere zunächst nicht mehr mit massiven Störungen im Flugverkehr rechnen. An diesem Wochenende werde es als Spätfolgen der Arbeitskämpfe des Bodenpersonals nur noch vereinzelt weniger Flüge als sonst üblich geben, teilte die Lufthansa mit.
Am Freitagmittag war der dritte Streik von Piloten innerhalb von vier Wochen zu Ende gegangen. Dabei waren 500 Flüge ausgefallen, 140 davon am Freitag.
In dem Tarifkonflikt zwischen den Piloten des Tochterunternehmens und der Lufthansa deutet sich unterdessen eine baldige Einigung an. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber forderte die streikenden Piloten auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Lufthansa will notfalls auch einen neutralen Schlichter akzeptieren. Die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) erwartet "zeitnah" ein neues Angebot der Lufthansa, wie eine Sprecherin sagte. Weitere Streiks kündigte sie nicht an.
Mayrhuber sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag), die Streiks gefährdeten die Wettbewerbsfähigkeit und damit Arbeitsplätze bei der Lufthansa. Die Piloten sollten ihr Gehaltsniveau und ihre Arbeitsbedingungen mit denen der Konkurrenz vergleichen.
"Sie verdienen bereits in der Größenordnung 20 bis 25 Prozent mehr als vergleichbare Piloten im Regionalverkehr." Angesichts "unüberhörbaren Alarmglocken" in der Luftfahrtbranche sägten die Piloten mit ihrem Streik "an dem Ast, auf dem sie sitzen", sagte Mayrhuber dem Blatt.
Die Gewerkschaft erwartet nun, dass die Lufthansa auf sie zukommt. Man werde dem Arbeitgeber Zeit geben, den Streik zu bewerten, sagte Ilona Ritter, Leiterin Tarifpolitik bei der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). "Das Signal, dass unsere Piloten geschlossen für ihre Forderungen eintreten, ist rübergekommen."
Die Vereinigung wirft der Lufthansa vor, bisher kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt zu haben. Die CityLine- Geschäftsführung hatte zuletzt schrittweise 5,5 Prozent mehr Geld bei 18 Monaten Laufzeit sowie eine Einmalzahlung von 5000 bis 7000 Euro angeboten. "Wir haben ein attraktives Angebot auf den Tisch gelegt, das Luft nach oben lässt und sind bereit, einen Schlichterspruch zu akzeptieren", sagte dagegen der Lufthansa-Sprecher.
Die Pilotenvereinigung hatte für Donnerstag und Freitag die 740 CityLine-Piloten zum Streik aufgerufen. Bereits im Juli waren die Cockpitbesatzungen der Lufthansa-Töchter Eurowings und CityLine in einen 24-stündigen Ausstand und Ende Juli in einen 36 Stunden dauernden Streik getreten. An allen 15 CityLine-Standorten in Deutschland mussten an beiden Tagen Flüge ins Inland und ins nahe europäische Ausland gestrichen werden.
Unabhängig von den Piloten läuft derzeit bei der Gewerkschaft ver.di eine Urabstimmung unter den Mitgliedern über den erzielten Tarifkompromiss. Danach sollen die etwa 50 000 Beschäftigten der größten deutschen Fluggesellschaft am Boden und in der Kabine rückwirkend zum 1. Juli 2008 5,1 Prozent mehr Geld erhalten, vom 1. Juli 2009 an weitere 2,3 Prozent. Die Urabstimmung endet an diesem Dienstag (12.8.), die Gewerkschaft rechnet mit einer deutlichen Mehrheit für den Kompromiss.
Die Piloten des Lufthansa-Mutterkonzerns hatten ebenfalls mit Warnstreiks in den nächsten Tagen gedroht. Sie fordern eine eigene Konzern-Personalvertretung bei Deutschlands größter Fluggesellschaft. Die Lufthansa hält einen solchen Streik für illegal und hatte mit Schadensersatzklagen gedroht. Damit ist unklar, ob die Piloten ihre Drohung noch wahr machen.
Mit Blick auf die unterschiedlichen Tarifauseinandersetzungen bei der Lufthansa zeigte sich Mayrhuber besorgt über die wachsende Zahl konkurrierender Spezialgewerkschaften. Hier bestehe für die Politik "dringender Handlungsbedarf".
"Wir brauchen Regeln, wie innerhalb der Tarifautonomie und Koalitionsfreiheit Konflikte konkurrierender Gewerkschaften gelöst werden können", forderte Mayrhuber im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Sonst würden sich künftig die Forderungen einzelner Berufsgruppen wie zuletzt bei der Bahn und jetzt bei der Lufthansa "in vielen weiteren Unternehmen gegenseitig hochschaukeln".