Parteien ringen im Metall-Tarifstreit um Lösung

München (dpa) - In der wegweisenden vierten Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie hat sich am Dienstagabend zunächst keine Bewegung abgezeichnet. Gewerkschaft und Arbeitgeber stellten sich auf eine Nachtsitzung ein.

Ihre Positionen sahen beide Parteien zum Verhandlungsbeginn noch weit auseinander, sprachen aber auch von Chancen für eine Einigung. Dann wäre Bayern erstmals seit 1995 wieder Pilotbezirk für die Schlüsselbranche mit ihren 3,7 Millionen Beschäftigten.

Der Verhandlungsführer der bayerischen IG Metall, Jürgen Wechsler, sprach zum Auftakt der Gespräche von einer „schwierigen Ausgangslage“. Insbesondere bei der Geldfrage lägen die Tarifparteien „noch weit auseinander“. Auch Arbeitgeber-Verhandlungsführerin Angelique Renkhoff-Mücke stellte sich auf „harte Verhandlungen“ ein, zeigte sich zugleich aber auch kompromissbereit. Zur Gesprächsatmosphäre und Inhalten hielten sich beide Seiten zunächst bedeckt. „Es gibt keinen neuen Stand“, sagte eine Sprecherin des bayerischen Arbeitgeberverbandes vbm gut zwei Stunden nach Verhandlungsbeginn.

Zuvor war am Montag die vierte Verhandlungen in Böblingen bei Stuttgart ergebnislos zu Ende gegangen. Am Ende der Gespräche in München wird klar sein, ob es eine Einigung gibt, oder die Branche auf den ersten Streik seit elf Jahren zusteuert. Die Arbeitgeber bieten 2,3 Prozent mehr Geld für 13 Monate bei zwei Nullmonaten. Die IG Metall fordert für die 3,7 Millionen Beschäftigten der Branche 5,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt für zwölf Monate.

Aus Sicht der Gewerkschaft müssen sich die Arbeitgeber noch ordentlich bewegen. Zu den Knackpunkten gehöre auch der Wunsch der Arbeitgeber, Abweichmöglichkeiten vom Tarifvertrag durchzusetzen sowie die Laufzeit eines Tarifabschlusses, sagte Wechsler. Es gebe aber auch eine „riesen Chance“, sich zu einigen. „Ich gehe guten Mutes und mit viel Kraft in die Verhandlungen.“

Auch Arbeitgeber-Verhandlungsführerin Renkhoff-Mücke bezeichnete die Frage der Entgeltforderung und der Laufzeit als Knackpunkte der Gespräche. Zugleich erklärte sie: „Ich bin natürlich ein Stück weit kompromissbereit. Ich gehe davon aus, dass wenn sich die IG Metall bewegt, dann sind auch wir ein Stück weit bereit, uns zu bewegen.“ Bereits zuvor hatte sie deutlich gemacht, dass die Arbeitgeber bereit seien, „auf die Zielgerade einzubiegen und gemeinsam mit der IG Metall Bayern eine Einigung zu erreichen“. Die IG Metall müsse sich aber noch ein gutes Stück auf die Arbeitgeber zubewegen.

Auch Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger hatte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ für Differenzierungselemente zugunsten von Betrieben mit schwacher Geschäftsentwicklung plädiert. Strittig ist aber offenbar, welche Rolle die Tarifparteien bei Abweichungen spielen sollen. Die IG Metall will sie darüber entscheiden lassen. Die Arbeitgeber plädieren für betriebliche Öffnungsklauseln. Die Parteien in den Betrieben seien „ganz nah dran und kennen ihre Situation“, begründete Renkhoff-Mücke die Arbeitgeber-Position.

Vor der wegweisenden Verhandlungsrunde in München hatte die Gewerkschaft den Druck am Dienstag nochmals erhöht. Fast 130 000 Beschäftigte aus rund 600 Betrieben beteiligten sich nach IG Metall-Angaben am Dienstag bis zum Nachmittag bundesweit an Arbeitsniederlegungen und Kundgebungen. Allein in Bayern seien rund 44 700 Mitarbeiter in mehr als 120 Betrieben dem Warnstreik-Aufruf gefolgt. Ein weiterer Schwerpunkt war der Bezirk Küste. Dort legten den Angaben zufolge rund 28 000 Beschäftigte die Arbeit nieder.