Porsche-Deal bringt Fiskus Milliarden
Veräußerungsgewinne bei niedrigem Buchwert werden kräftig besteuert. Das Land Niedersachsen drängt auf Zahlung.
Stuttgart/Wolfsburg. Bisher schienen alle Weichen für eine reibungslose Übernahme von Porsche durch Volkswagen gestellt. Jetzt tauchen neue Hürden auf, die am Ende den Deal aber wohl nicht scheitern lassen werden.
Der wichtigste Hemmschuh sind derzeit steuerliche Probleme, die die Familien Porsche und Piëch als Eigentümer in Bedrängnis bringen könnten. "Der Porsche-Deal könnte am Finanzamt scheitern", titelte am Montag die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) unter Berufung auf Porsche-Aufsichtsratskreise. Denn bei dem Geschäft drohte den Eigentümern die Zahlung von Ertragssteuern in Höhe von bis zu drei Milliarden Euro.
Deshalb sei laut SZ auch ein entsprechender Vorbehalt in der Grundsatzvereinbarung enthalten, die die am Donnerstag getrennt voneinander in Stuttgart tagenden Aufsichtsräte von Porsche und VW verabschieden sollen. Auch nach dpa-Informationen aus Unternehmenskreisen könnte sich die Entscheidung bei Porsche noch länger hinziehen, weil das Thema auf der Aufsichtsratssitzung des Sportwagenbauers noch nicht abschließend verhandelt werden solle.
Ähnlich hatte sich bereits der Vize-Aufsichtsratschef und oberste Betriebsrat Uwe Hück geäußert. Eine Woche später finde aber eine erneute Sitzung des Gremiums statt, auf der dann ein Beschluss erwartet werde.
Das Steuerproblem könnte laut SZ dadurch entstehen, dass der Buchwert von Porsche, den das Unternehmen und seine Eigentümer bislang dem Fiskus gegenüber angegeben haben, deutlich niedriger ist als der jetzt mit VW vereinbarte Kaufpreis von acht Milliarden Euro.
Solch hohe Veräußerungsgewinne werden normalerweise kräftig besteuert. Angeblich soll sich VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch bereits Gedanken darüber gemacht haben, wie sich eine hohe Steuerbelastung vermeiden ließe. Dazu soll die Gründung neuer Gesellschaften notwendig sein.
Die Steuerdebatte sorgte am Montag auch für neuen Zündstoff zwischen dem "angezählten" Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Niedersachsens Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU). Wulff, der im VW-Aufsichtsrat sitzt, vermutete Wiedeking als Urheber der neuen Diskussion und ließ seinen Sprecher dementieren, dass VW Steuerzahlungen beim Kauf von Porsche zu vermeiden suche. "Es werde nur eine Lösung im Einklang mit der Rechtslage geben, die zudem dem Staat nachhaltig Steuereinnahmen sichert", erklärte der Sprecher.
Und er fügte hinzu: "Porsche wollte Volkswagen übernehmen - und nicht umgekehrt. Es ist unbegreiflich, warum einige, die das gesamte Vermögen der Familien Porsche und Piëch aufs Spiel gesetzt haben, jetzt auch noch deren Rettung torpedieren."
Unterdessen hat Wiedeking dem Politmagazin "Cicero" sein eventuell letztes Interview als Porsche-Chef gegeben. Der Westfale demonstrierte erneut im Machtkampf mit VW Härte. "Ich werde nicht zulassen, dass Porsche am Ende über den Tisch gezogen wird", sagte er. Das sei er nicht nur der Belegschaft, sondern auch den freien Aktionären schuldig. Zugleich lobte Wiedeking - vielleicht bereits die Abfindung im Kopf - seine Kontrahenten: Piëch als "erfolgreichen Ingenieur und Manager" und Wulff als "ausgezeichneten" VW-Aufsichtsrat.
Das Autodrama mit Akteuren von VW und Porsche in den Hauptrollen wird immer verzwickter, zugleich für die Zuschauer aber auch immer spannender. Nachdem der forsche Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück mit Werksbesetzungen gedroht hatte - die natürlich in einem solchen Fall illegal sind - kam am Montag als neues Störmanöver eine Steuernummer. Drei Milliarden Euro müssten im Falle der Übernahme an den Fiskus gezahlt werden - das wollen die mit Porsche und der einst geplanten VW-Übernahme steinreich gewordenen Eigentümerfamilien sicher nicht.
Wahrscheinlich wird aber kein Weg daran vorbeiführen, denn mögliche Tricksereien sind frühzeitig enttarnt worden. Jetzt muss alles mit rechten Steuerdingen zugehen. Und den Deal deswegen platzen zu lassen, wäre dumm. Schließlich sind die Familien Porsche und Piëch zukünftig Mehrheitseigentümer des größten Autokonzerns der Welt - das hat doch was!
Im letzten Akt etwas lahm geworden ist Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Er hat damit begonnen, seine bisher ärgsten Konkurrenten - Piëch und Wulff - zu loben. Damit könnte sich ein Happy End andeuten - am Ende liegen sich alle in den Armen. Das wäre aber auch Zeit, denn bei beiden Autobauern ist das Image bereits angekratzt.
ingo.faust@wz-plus.de