Porsche und VW bereiten Verschmelzung vor

Stuttgart (dpa) - Porsche und VW lassen sich trotz zahlreicher Hindernisse nicht von ihrem Weg in eine gemeinsame Zukunft abbringen und treiben ihre Fusionspläne energisch voran. „Unser klares gemeinsames Ziel ist die Verschmelzung“.

Das sagte Porsche-SE-Chef Martin Winterkorn am Freitag bei der Hauptversammlung in Stuttgart. „Porsche und Volkswagen schließen jetzt die Reihen. Wir wachsen Stück für Stück zusammen - zu einem starken, integrierten Automobilkonzern mit hervorragenden Perspektiven für die Zukunft.“ Wann und wie beide Konzerne zueinander finden, ist aber noch offen.

Allen juristischen und steuerlichen Hindernissen zum Trotz treffen beide Autobauer bereits konkrete Vorbereitungen für den Deal. Für den 13./14. Dezember 2011 ist eine außerordentliche Hauptversammlung geplant, auf der sich die Porsche SE die erforderliche Zustimmung der Aktionäre einholen könnte. Auch bei VW steht im Dezember ein entsprechendes Aktionärstreffen im Terminkalender. Der Aufsichtsrat der Porsche SE richtete einen Ausschuss ein, der die Verschmelzung begleiten soll. Außerdem bestellte das Landgericht Stuttgart am Donnerstag auf Antrag von Porsche einen Wirtschaftsprüfer.

Voraussetzung für das Gelingen der Verschmelzung ist aber, dass die Altlasten der Porsche SE aus dem Übernahmekampf mit VW beseitigt werden. Grund: Die Wolfsburger wollen sich kein unkalkulierbares Risiko ins Haus holen. Hinzu kommen noch ungeklärte Fragen zur steuerlichen Bewertung des Deals. „Es lässt sich heute noch nicht sagen, wann und in welcher Form die noch offenen Fragen geklärt werden können“, räumte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch vor den rund 4000 Aktionären ein. „Die Wahrscheinlichkeit der Verschmelzung in 2011 liegt bei 50 zu 50.“

Er sei aber zuversichtlich, in einem überschaubaren Zeitraum zu einer erfolgreichen Klärung der Steuerfragen kommen zu können, sagte Pötsch. Keinen Einfluss haben die Manager darauf, wie lange sich die juristischen Streitereien in den USA hinziehen. Dort kämpfen sie Stuttgarter mit Schadenersatzklagen von Investoren in Milliardenhöhe.

Auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Deutschland wegen des Verdachts auf Untreue gegen Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und seinen Finanzvorstand Holger Härter dauern an. Porsche rechnet damit, dass diese nicht vor 2012 abgeschlossen sind. Über die Verschmelzung könne man aber davon unabhängig schon vorher entscheiden, sagte Pötsch. Voraussetzung sei allerdings dass die möglichen Risiken klar abzusehen seien.

Franz Wagner von der Schutzvereinigung der Kapitalanleger lobte die klaren Aussagen des Managements. In der Vergangenheit sei der Umgang mit den Aktionären in Bezug auf die Verschmelzung nicht so offen gewesen.

Die Schwaben waren mit dem Versuch gescheitert, den viel größeren VW-Konzern zu übernehmen und hatte 11,4 Milliarden Euro Schulden angehäuft. Wiedeking musste im Sommer 2009 seinen Hut nehmen. Porsche soll nun zur zehnten Marke im VW-Konzern werden. Die Wunschlösung ist dabei die Verschmelzung der Porsche SE mit der VW AG noch 2011. Eine wichtige Voraussetzung dafür hat Porsche schon geschaffen: Die Schulden sind mittlerweile auf unter 1,5 Milliarden Euro gesunken.

Sollte die Verschmelzung wegen der sich hinziehenden juristischen Streitereien nicht möglich sein, könnte VW die Porsche AG komplett übernehmen. Bisher halten die Wolfsburger 49,9 Prozent. Diese Lösung rückt Angaben von Pötsch zufolge Ende 2012 ins Blickfeld. Der Vorteil: Volkswagen könnte sich das komplette operative Porsche-Sportwagengeschäft sichern, ohne die ungelösten Probleme der Porsche SE am Hals zu haben.

In der Praxis arbeiten die beiden Autobauer längst eng zusammen. „Unter dem gemeinsamen Dach des integrierten Automobilkonzerns können wir unsere jeweiligen Stärken noch besser ausspielen“, sagte VW-Chef Winterkorn. „Innerhalb von nur etwas über einem Jahr ist es unseren Teams gelungen, das angestrebte Synergie-Volumen von jährlich 700 Millionen Euro in erheblichem Umfang zu identifizieren und in Teilen bereits zu realisieren.“

Um die Vorzugsaktionäre nach den Querelen um den gescheiterten Übernahmeversuch von VW milde zu stimmen, verzichten die Stammaktionäre - die Familien Porsche und Piëch sowie das Emirat Katar - auf die Dividende für das Rumpfgeschäftsjahr 2010 (August bis Dezember). Die Vorzugsaktionäre bekommen 0,50 Euro je Papier (Vorjahr: 0,10 Cent).