Porsche und VW wollen noch 2011 verschmelzen

Genf/Stuttgart/Wolfsburg (dpa) - Ungeachtet aller Stolpersteine arbeiten VW und Porsche mit Hochdruck an ihrem Zusammenschluss. Volkswagen übernahm am Dienstag von den Familien Porsche und Piech für 3,3 Milliarden Euro Europas größten Autohändler.

Das Geld aus dem Verkauf der Porsche Holding in Salzburg soll überwiegend in die geplante Kapitalerhöhung bei der hoch verschuldeten Porsche SE fließen. Dies sei ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Integration der Stuttgarter in den VW-Konzern, sagten VW-Chef Martin Winterkorn und Porsche-Lenker Matthias Müller.

„Wir sind nach wie vor zuversichtlich, dass die Verschmelzung in 2011 stattfinden kann“, sagte Müller der Nachrichtenagentur dpa am Rande des Genfer Autosalons. „Die Voraussetzungen dafür werden von uns zügig geschaffen.“ Die Kapitalerhöhung soll bis spätestens Ende Mai über die Bühne sein. Auf diesem Weg soll der Schuldenberg der Stuttgarter von zuletzt rund sechs Milliarden Euro deutlich schrumpfen.

Der Sportwagenbauer war mit dem gescheiterten Versuch, VW zu übernehmen, in die Schuldenfalle geraten. Der Abbau dieser Last ist eine unabdingbare Voraussetzung für das Zusammenwachsen beider Unternehmen.

Wegen der anhaltenden Ermittlungen gegen Ex-Porsche-Lenker Wendelin Wiedeking und seinen früheren Finanzchef Holger Härter ist der Zeitplan für den Zusammenschluss noch in diesem Jahr jedoch in Gefahr. Den Managern wird im Zuge des gescheiterten Übernahmeversuchs unter anderem Untreue vorgeworfen.

In der täglichen Arbeit könne dies Porsche nicht bremsen, sagte Müller. „Wir sind sehr gut in der Lage, diese Dinge auseinanderzuhalten“, sagte der Manager. „Die Klagen, die da im Raum stehen, betreffen die Vergangenheit. Unsere Aufgabenstellung ist es primär, den Blick nach vorne zu richten.“

„Ich glaube, dass Porsche in der Vergangenheit seine Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft hat“, sagte Müller. „Derzeit untersuchen wir, welche möglichen Fahrzeugformate es für Porsche noch geben könnte.“ Er plane in jedem Jahr ein neues Modell ein, sagte Müller. Sicher ist bereits, dass Porsche einen neuen, kleinen Geländewagen auf den Markt bringt - angepeilt ist dafür das Jahr 2013. Der kleine Bruder des Cayenne wird voraussichtlich im Porsche-Werk Leipzig gebaut. „Ich denke in der Tat, dass wir das am 15. März im Aufsichtsrat bestätigen werden“, sagte Müller. „Wenn wir das Werk ausbauen, entstehen 500 plus Arbeitsplätze.“

Der „Automobilwoche“ sagte der Manager: „Wir werden das Werk von den Kapazitäten her so auslegen, dass eine Reihe interessanter Fahrzeugprojekte dort gut darstellbar wären.“ Dabei wäre es „zumindest theoretisch“ möglich, dass in einigen Jahren auch neue Modelle der VW-Marken Bentley und Lamborghini in Leipzig hergestellt werden.

Volkswagen erhöht mit dem Kauf des Autohändlers auch seine Macht auf den internationalen Märkten. Die Holding „ist eine der weltweit effizientesten und profitabelsten Vertriebsgesellschaften im Automobilbereich und stellt daher eine bedeutende Stärkung der Vertriebsaktivitäten des Volkswagen Konzerns dar“, sagte Winterkorn.

Die Porsche Holding werde auch unter dem Dach des VW-Konzerns eine eigenständige Einheit bleiben und das Geschäftsmodell unverändert fortführen, teilte VW mit. Das Unternehmen gilt als erfolgreichster privater Autohändler in Europa mit einer starken Präsenz vor allem in Österreich, West- und Südosteuropa sowie in China.

2010 erreichte die Holding mit dem Verkauf von 565 000 Neu- und Gebrauchtwagen einen Umsatz von fast 13 Milliarden Euro und beschäftigt rund 20 900 Mitarbeiter. Neben dem Groß- und Einzelhandelsgeschäft gehören auch die Porsche Bank, Immobilien, Informatik und Versicherungen zur Holding.