Postbank sperrt Zugriff auf Kundendaten

Nach massiver Kritik erhalten die externen Berater vorerst keine sensiblen Konto-Informationen mehr.

Bonn. Nach dem Vorwurf des Datenmissbrauchs hat die Postbank ihren freien Handelsvertretern den Zugriff auf Daten der Girokonten ihrer Kunden gesperrt. Der Zugriff werde vorsorglich verwehrt, bis eine endgültige Klärung der Rechtslage mit der zuständigen Datenschutzstelle herbeigeführt sei, sagte ein Postbank-Sprecher.

Die Stiftung Warentest hatte am Vortag berichtet, die Postbank gewähre tausenden freier Handelsvertreter der Postbank Finanzberatung detaillierten Einblick in die Girokonten ihrer Kunden, auch ohne deren Einwilligung.

Nach Auffassung der zuständigen nordrhein-westfälischen Datenschutzbehörde ist ein solcher Zugriff ohne ausdrückliche Zustimmung der Kontoinhaber nicht zulässig. Einen Einblick auf die Bewegungen auf dem Girokonto des Kunden dürfe es bei den angestrebten Anlageberatungsgesprächen nicht geben, sagte eine Sprecherin.

Die Behörde habe bereits vor Veröffentlichung der Recherchen der Stiftung Warentest die Praxis der Postbank überprüft, da einige Beschwerden vorgelegen hätten.

Beschwerden sind bei der Postbank laut des Banksprechers im Verhältnis zu den 14 Millionen Bankkunden nur wenige eingegangen. Es gebe weniger als 100 Nachfragen oder Beschwerden im Zusammenhang mit der Postbank Finanzberatung.

Der Zugriff auf die Kontodaten sei technisch durch ein Zugriffs- und Berechtigungskonzept geregelt. Die Finanzberater erhielten nur die Zugriffe, die sie für die Erledigung ihrer Aufgaben auch benötigten, "ein genereller Datendownload von Kundendaten ist technisch ausgeschlossen", hatte die Postbank am Vortag erklärt. Der Sprecher kündigte an, das geltende Zugriffs- und Berechtigungskonzept, das eigentlich funktioniere, solle nun noch einmal überprüft und wenn nötig nachgebessert werden.

Bei den freien Handelsvertretern handelt es sich laut Stiftung Warentest um 4.000 freie Mitarbeiter der Postbank Finanzberatung AG. Das 2006 gegründete Vertriebsunternehmen verkauft Produkte der Postbank und der BHW Bausparkasse.

Wie die Stiftung berichtete, sollen die Daten laut interner Postbank-Anweisung den freien Vertretern bei ihrer Arbeit helfen. Sobald ein höherer Geldbetrag auf einem Konto eingeht, könnten die Berater den Kunden anrufen, um Geldanlagen zu verkaufen.

Kritik an der Postbank übte Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU). Es dürfe nicht sein, dass aus Umsatzgründen Kundeninteressen massiv verletzt würden, sagte sie der "Süddeutschen Zeitung". "Als Bankkunde muss ich berechtigterweise darauf vertrauen können, dass meine Bankdaten vertraulich behandelt werden".

Bei der Finanzkrise sei viel Vertrauen in die Branche verloren gegangen. Die Vorgänge bei der Postbank seien ein weiterer Schritt in die falsche Richtung. "Ich fordere die Postbank auf, die Vorwürfe unverzüglich zu klären."