Preisanstieg bei Nahrungsmitteln lässt Inflation etwas steigen
Wiesbaden (dpa) - Die Inflation in Deutschland zieht aufgrund schneller steigender Preise für Nahrungsmittel auf niedrigem Niveau etwas an.
Die Jahresteuerung stieg im November auf 0,4 Prozent nach 0,3 Prozent im Oktober, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im November minimal um 0,1 Prozent. Damit bestätigte die Behörde vorläufige Zahlen.
Wie in den Vormonaten dämpften die Energiepreise die Gesamtteuerung deutlich. Allerdings hat sich der Preisrückgang der Energie von minus 9,3 Prozent im September und minus 8,6 Prozent im Oktober nun auf minus 7,5 Prozent abgeschwächt.
Trotzdem können sich Verbraucher weiterhin darüber freuen, dass leichtes Heizöl (− 23,0 Prozent) und Kraftstoffe (− 9,9 Prozent) deutlich billiger sind als vor einem Jahr. Das stärkt die Kaufkraft der privaten Haushalte und schiebt über den Konsum die deutsche Wirtschaft an.
Dieser Trend dürfte sich vorerst fortsetzen: Denn zuletzt sind die Ölpreise wieder stärker gesunken, was sich aktuell auch an den Tankstellen bemerkbar macht: Nach ADAC-Angaben kostet ein Liter Diesel derzeit 1,087 Euro und damit 2,4 Cent weniger als vor vier Wochen. Der Literpreis für E10 sank um 4,6 Cent auf 1,285 Euro.
Auch andere Energieprodukte wie Gas (minus 1,7 Prozent) oder Strom (minus 1,2 Prozent) waren im November günstiger als zwölf Monate zuvor. Ohne Berücksichtigung der Energie hätte die Inflationsrate im November nach den Angaben der Statistiker bei 1,3 Prozent gelegen.
Hingegen kosteten Nahrungsmittel 2,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Dieser Anstieg war stärker als zuletzt (1,6 Prozent). „Wegen der in diesem Jahr schlechteren Ernte verteuerten sich vor allem Obst und Gemüse“, erklärte Commerzbank-Ökonom Marco Wagner. Tatsächlich mussten Verbraucher im November für Obst 12,1 Prozent mehr bezahlen als vor einem Jahr, für Gemüse 9,4 Prozent. Kartoffeln verteuerten sich sogar um mehr als ein Viertel (+ 27,1 Prozent).
Trotz des zweiten Anstiegs in Folge bleibt die Inflation weit unter der Ziel-Marke der EZB. Die Notenbank strebt für die gesamte Eurozone auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an. Die EZB stemmt sich seit März mit milliardenschweren Wertpapierkäufen gegen die aus ihrer Sicht zu schwache Teuerung und hat das Programm nach ihrer jüngsten Sitzung bis zum März 2017 verlängert. Denn dauerhaft zu niedrige Preise könnten Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben, in der Hoffnung, dass es bald noch billiger wird. Das könnte die Konjunktur ausbremsen.
Bisher wirkt der Absturz der Energiepreise hingegen eher wie ein kleines Konjunkturprogramm, weil er Unternehmen und Verbrauchern mehr Spielräume für andere Ausgaben lässt. Das Wirtschaftsministerium bezeichnete den niedrigen Ölpreis am Freitag als „Stütze der Konjunktur“.
Experten der Bundesbank rechnen im kommenden Jahr mit einem stärkeren Preisauftrieb in Deutschland, etwa „weil die Rohölnotierungen ihre inflationsdämpfende Wirkung nach und nach verlieren dürften“. Das EZB-Ziel dürfte aber erneut verfehlt werden. Die Bundesbank sagte kürzlich für 2016 einen Inflationsrate von 1,1 Prozent voraus. Erst 2017 klettert die Teuerung demnach wieder auf 2,0 Prozent.