Preisexplosion bei Rohstoffen gestoppt

Gold, Silber und Öl sind zuletzt günstiger geworden — der starke Dollar macht’s.

Frankfurt. Plötzlich scheint es vorbei zu sein mit dem Preisboom an den internationalen Rohstoffmärkten. Seit Jahresbeginn waren viele Preise geradezu explodiert — in den vergangenen Tagen ging es dann kräftig nach unten: beim Rohöl sogar um rund zehn Prozent. Aber auch die Preise für Gold und Silber gaben seit Anfang Mai stark nach. Was sind die Gründe für die Preis-Achterbahn?

Zum einen die Übertreibung: Kaum ein Experte sah den ungewöhnlich starken Preisanstieg seit Anfang 2011 als gerechtfertigt an. Gerade am Edelmetallmarkt sprachen viele von einer Preisblase. Besonders stark hatte bis Anfang Mai der Silberpreis zugelegt — seit Januar war er um gut 65 Prozent in die Höhe geschnellt. Ende April hatte Silber knapp 50 Dollar je Feinunze gekostet und damit sogar den Rekord von 1980 übertroffen. Jetzt folgte der Absturz: Binnen Wochenfrist lag der Wertverlust bei fast elf Dollar oder 22 Prozent.

Zweitens: Der wiedererstarkte Dollar. Der „Greenback“ hatte lange unter Druck gestanden, seit Anfang Mai aber zu vielen Währungen — nicht zuletzt zum Euro — kräftig an Wert gewonnen. Der Grund für die große Bedeutung des Dollar liegt auf der Hand: Nahezu alle Rohstoffklassen werden traditionell in US-Währung gehandelt. Ein schwacher Dollar beflügelt die Rohstoffnachfrage aus Ländern außerhalb des Dollar-Raums — ein fester Dollar belastet hingegen.

Hinzu kommt die Unsicherheit unter den Anlegern. So lockt die abermals aufgeflammte Schuldenkrise in Griechenland viele Investoren aus riskanteren Anlagen wie Rohöl und treibt sie in sicherere — etwa deutsche Staatsanleihen. Allerdings trifft dieses Argument nicht auf krisensichere Anlagen wie Gold und Silber zu, die eigentlich von der Schuldenkrise profitieren. Hier nennen Experten den festeren Dollar als Grund für den Preisabfall.

Trotz aller Korrektur — das Preisniveau bleibt hoch und ist wiederum selbst ein Grund für sinkende Preise, denn es bremst die Nachfrage. Marktbeobachter warnen, dass die sehr hohen Ölpreise die Nachfrage nach Ölprodukten wie Benzin dämpfen könnten. Und tatsächlich: Die Benzinnachfrage in den USA ist seit Wochen rückläufig. „Es wird immer deutlicher, dass das hohe Preisniveau die Benzinnachfrage dämpft“, heißt es bei der Commerzbank.

Zudem haben führende Handelsplätze wie die New Yorker Warenterminbörse Comex seit Anfang Mai damit begonnen, ihre Sicherheitsleistungen für bestimmte Termingeschäfte deutlich anzuheben. Ziel ist auch das Eindämmen von Spekulationen.

Grundsätzlich entlasten fallende Preise Unternehmen und Verbraucher, womöglich auch an der Tankstelle. Auch die Inflationssorgen der Europäischen Zentralbank dürften sie ein wenig ausräumen. Denn die aktuell hohe Inflation ist zu einem guten Teil auf den starken Preisanstieg von Energie und anderen Rohstoffen zurückzuführen.