Prognose: Risiko für Spediteure und Logistiker hoch
Hamburg (dpa) - Mit dem größten Pleiterisiko aller Branchen müssen nach Einschätzung des Kreditversicherers Euler Hermes im kommenden Jahr Speditions- und Logistikfirmen rechnen. Demnach müssen 2012 voraussichtlich 25 von 1000 Transporteuren Insolvenz anmelden.
Die Branchen mit dem zweit- und dritthöchsten Pleiterisiko 2012 sind demnach die Kfz-Zulieferer und die Druckindustrie.
Aus der Gruppe der Spediteure gingen 2011 rund 600 von 23 500 Unternehmen in die Insolvenz. Auch im nächsten Jahr dürfte der enorm starke Wettbewerb die Insolvenzquote hoch halten, wie Euler-Hermes-Chefvolkswirt Romeo Grill prognostiziert. „Zudem leiden die Firmen unter den Kosten für Kraftstoffe und Maut.“ Allerdings sei die Branche zweigeteilt: „Bei den großen Logistikerkonzernen mit Zusatz-Dienstleistungen läuft es deutlich besser. Die Masse von Unternehmen mit schwacher Ertragslage und erhöhtem Insolvenzrisiko sind kleine Transporteure.“
Auf Rang zwei der Branchen mit dem höchsten Risiko sind demnach 2012 die Kfz-Zulieferbetriebe: In diesem Schlüsselbereich dürften etwa 19 von 1000 Firmen in die Insolvenz gehen, wie Grill prognostiziert - das wären 14 Prozent mehr als in diesem Jahr. Zwar hätten die Zulieferer zuletzt kräftig vom Auto-Boom profitiert und ihre Produktion um 25 Prozent (2010) und dann noch einmal 17 Prozent gesteigert. Die Branche leide aber weiter unter strukturellen Problemen - „auch größere Firmen sind nicht vor Pleiten gefeit“.
Die Druckindustrie müsse 2012 mit der dritthöchsten Insolvenzquote leben (1,8 Prozent). „Kostendruck, starker Wettbewerb auch wegen der neuen Medien und eine oftmals angespannte Ertrags- und Finanzlagen“, so fasst Grill die Probleme zusammen. In diesem Jahr stieg die Zahl der Pleiten im Druckbereich um 2 Prozent, im nächsten könnte sie um 6 Prozent zulegen.
In der gesamten deutschen Wirtschaft könnten 2012 der Prognose zufolge 10 von 1000 Betrieben (insgesamt 30 300) in die Insolvenz rutschen, das wären 0,7 Prozent weniger als in diesem Jahr. Während die Zahl der Pleiten in der Industrie 2012 steigen dürfte - um 2,2 Prozent - dürften sie am Bau, im Handel und auch bei den Dienstleistungen zurückgehen.
Dass die Insolvenzquoten bei einer weiteren Verschärfung der europäischen Schuldenkrise in die Höhe schnellen könnten, glaubt Grill nicht: Insolvenzen seien nun einmal ein typischer Spätindikator der Konjunktur, „rapide steigende Pleitezahlen sind deshalb erstmal nicht zu erwarten“.