Weise: Zu wenige Arbeitskräfte aus Osteuropa
Nürnberg (dpa) - Manche hatten für dieses Jahr mit einem Ansturm von Arbeitskräften aus Osteuropa gerechnet - gekommen waren am Ende nur 55 000. Deutschland, so resümiert Bundesagentur-Chef Weise, ist für viele ausländische Arbeitskräfte nur zweite oder dritte Wahl.
„Das sind wesentlich weniger als befürchtet - und es sind viel weniger als wir brauchen“, resümierte der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, mit Blick auf den drohenden Fachkräftemangel.
Für das schleppende Interesse gebe es drei Hauptgründe: Zum einen seien für Auswanderer Länder attraktiver, die ihnen schon länger die Möglichkeit gewährten, dort zu arbeiten - wodurch andere schon den Sprung gewagt haben. „Die Erfahrung ist, dass Menschen dort hingehen, wo sie ihre Landsleute treffen“, sagte Weise in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
„Zum anderen ist die deutsche Sprache doch eine hohe Hürde.“ Sie halte etwa viele Spanier davon ab, nach Deutschland zu kommen, berichtete Weise. „Und das dritte ist die Willkommenskultur.“ Es sei naiv zu glauben, dass sich auf eine europaweite Stellenausschreibung automatisch zahlreiche Arbeitnehmer aus dem Ausland bewerben würden.
„Die fragen nämlich: Fühle ich mich wohl in Deutschland, was ist mit meinem Partner, darf der dort arbeiten? Was ist mit meinen Kindern, gibt es eine internationale Schule? Kümmert sich der Arbeitgeber, dass ich in dem jeweiligen Ort Anschluss finde?“ In diesen Punkten haben nach Weises Ansicht Gesellschaft wie Wirtschaft noch Defizite, auch wenn die Politik große Fortschritte gemacht habe.
Denn die Arbeitskräfte aus dem Ausland werden benötigt - auch wenn der drohende Fachkräftemangel nach Weises Ansicht in erster Linie aus dem inländischen Potenzial gedeckt werden muss. „Die erste Priorität ist, Arbeitslose in Arbeit zu bringen.“ Lücken zwischen dem Anforderungsprofil der Stelle und der Qualifikation des Bewerbers müssten gegebenenfalls mithilfe von Weiterbildungen geschlossen werden.
Erst wenn die Nachfrage nach Arbeitskräften auch auf diese Weise nicht mehr bedient werden könne, sollten Fachkräfte aus dem Ausland angeworben werden. Und zwar zunächst aus den angrenzenden Staaten, unterstrich Weise: „Wenn ich allein in der EU diesen Ausgleich organisieren kann, und von den 40 Prozent qualifizierten, aber arbeitslosen Jugendlichen aus Spanien ein paar hierher bringe, haben wir einen guten Job gemacht.“ Bedarf an Arbeitskräften aus anderen Teilen der Welt sehe er derzeit nur in Einzelfällen.