Qimonda-Prozess gegen Infineon eröffnet
München (dpa) - Der Halbleiter-Konzern Infineon muss sich vor Gericht mit der 2009 pleitegegangenen Tochter Qimonda und einer Schadenersatzforderung über 3,35 Milliarden Euro auseinandersetzen.
Zum Prozessauftakt am Donnerstag vor dem Landgericht München zeigten sich beide Seiten unversöhnlich. Jetzt sollen Sachverständige dem Gericht bei der Entscheidung helfen.
Infineon hatte sein Computerspeicher-Geschäft 2006 in die Qimonda AG ausgelagert und an die Börse gebracht. Kern des Streits ist nach den Worten des Vorsitzenden Richters Helmut Krenek, ob Infineon den Wert des Geschäfts in den Büchern zu hoch bewertet hat und die Differenz nachträglich ausgleichen muss. „Eine Korrektur durch das Gericht ist nur möglich, wenn die Planungsannahmen nicht plausibel sind“, erklärte er.
Infineon bestreitet die Forderung des Qimonda-Insolvenzverwalters Michael Jaffé und hat angekündigt, den Streit notfalls durch alle Instanzen auszufechten. Für den Rechtsstreit hat Infineon 326 Millionen Euro zurückgestellt.
Qimonda-Anwalt Thomas Liebscher sagte, technisch sei das Geschäft von Qimonda mit Flash-Speichern für USB-Sticks zwei Generationen hinter der Konkurrenz hergehinkt. Infineon habe „sich glücklich gerechnet“ bei der Wertermittlung und für die schwächelnde Tochter nur noch Rekordjahre und die Gewinnmarge des Marktführers Samsung eingeplant. Bei Absatz, Preis und Wechselkurse seien überoptimistische Annahmen getroffen worden. Die Infineon-Anwälte hielten dagegen, Sacheinlagen- und Abschlussprüfer hätten die Werte bestätigt.
Im Sommer nächsten Jahres will das Gericht Währungs- und Technikexperten als Sachverständige hören. Bis zum 30. April sollen die Anwälte beider Seiten, die nach Kreneks Worten jeweils „fast in Kompaniestärke“ zum Prozessauftakt erschienen waren, ihre bereits unzähligen Schriftsätze ergänzen.
Auf Einwände, die Frist sei zu kurz, erwiderte der Richter: „Wir arbeiten alle nicht zum Nulltarif. Da kann man sich schon mal ranhalten.“ Weitere Schriftsätze könnten sich gerne auch auf wenige hundert Seiten beschränken, damit nicht noch der Schwarzwald dafür abgeholzt werden müsse. Er verabschiedete die Parteien mit den Worten: „Bis demnächst in diesem Theater.“