RWE und Gazprom für strategische Partnerschaft

Essen (dpa) - Der russische Gaskonzern Gazprom und der deutsche RWE-Konzern wollen bei der Stromerzeugung in Westeuropa zusammenarbeiten. Die Vorstandsvorsitzenden Jürgen Großmann und Alexej Miller haben nach eigenen Angaben am Donnerstag in Rom eine entsprechende Grundsatzerklärung unterzeichnet.

Es werde darüber verhandelt, bestehende oder neue Steinkohle- und Gaskraftwerke in Deutschland, Großbritannien und den Beneluxländern in ein gemeinsames Unternehmen einzubringen. Gleichzeitig gab RWE den Verkauf der Mehrheit an seinem Höchstspannungsnetz bekannt - zuvor hatten sich schon die Energieriesen Eon und Vattenfall von ihren Netzen getrennt.

Für Gazprom wäre es der erste Einstieg in die Stromerzeugung über ein deutsches Unternehmen. Die Russen hatten auch schon beim RWE-Konkurrenten Eon ein Auge auf zum Verkauf stehende Konzernteile geworfen. Ob Gazprom gleichberechtigt einsteigen kann oder einen Minderheitsanteil erhält, ist nach dpa-Informationen noch offen. Zudem steht die Prüfung der Wettbewerbshüter aus. Medienberichten zufolge hat das Bundeskartellamt bei einem Gazprom-Einstieg bei RWE Bedenken und würde sich den Deal genau ansehen.

RWE ist seit dem Beschluss der Politik zum Atomausstieg in Deutschland gezwungen, den Konzern umzubauen. Der Ausstieg kostet die Essener Milliarden. Vor diesem Hintergrund hat RWE am Donnerstag für rund eine Milliarde Euro die Mehrheit an der Netz-Tochter Amprion an Finanzinvestoren abgegeben. Die strategische Führung behält RWE. Amprion will in den nächsten zehn Jahren 3 Milliarden Euro investieren. RWE hatte zuvor angekündigt, Unternehmensteile in Höhe von acht Milliarden Euro verkaufen zu wollen.

Gazpromchef Miller sagte laut Mitteilung zu der Entwicklung: „Angesichts der jüngsten Entscheidung der Deutschen Regierung zum Ausstieg aus der Kernenergie sehen wir gute Chancen für den Bau neuer moderner Gaskraftwerke in Deutschland.“ Einen Bau von Gaskraftwerken hatte RWE zuletzt abgelehnt. Die Kosten seien zu hoch und die Auslastung wegen der vorrangigen Einspeisung grünen Stroms zu gering. Mit dem Partner Gazprom, der günstig den Brennstoff liefern kann, könnte sich der Bau wieder lohnen. Zudem könnte es noch staatliche Förderung geben.

Das sogenannte Memorandum of Understanding erteilt RWE das Recht, drei Monate lang exklusiv mit Gazprom über die Umsetzung von Energieprojekten in Deutschland, Großbritannien und den Beneluxländern zu verhandeln. Neben der besseren Investitionslage bietet der Einstieg günstigere Konditionen bei den laufenden Gasverträgen. „Wenn dieses Memorandum of Understanding umgesetzt wird, kann es eine sichere und wettbewerbsfähige Gasversorgung für RWE garantieren“, sagte Großmann. Seit langer Zeit versucht RWE, die ölpreisgebundenen Verträge zu verbessern.