Schicksalswochen für Warenhäuser
Bis Ende April entscheidet sich, wie es mit Karstadt und Kaufhof weitergeht. Die Karten werden völlig neu gemischt.
Essen/Düsseldorf. Schicksalswochen für die deutschen Warenhäuser: Bereits in gut einem Monat könnten die Karten in der Warenhauslandschaft völlig neu gemischt werden. Im Zentrum der Diskussion stehen die beiden deutschen Warenhausriesen Karstadt und Kaufhof.
Fast 50 000 Beschäftigte in Deutschland blicken in eine ungewisse Zukunft. Bei der insolventen Essener Warenhauskette Karstadt sollen bis Ende April die Würfel fallen. Entweder findet Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg bis dahin einen Investor, der die 120 Warenhäuser als Ganzes übernimmt, oder dem traditionsreichen Unternehmen droht die Zerschlagung.
Und auch bei der zum Verkauf stehenden Kette Kaufhof bahnt sich ein Eigentümerwechsel an. Dem Vernehmen nach spricht der Düsseldorfer Mutterkonzern Metro bereits mit interessierten Käufern. Auch von einer Warenhaus AG, bei der die beiden großen Konkurrenten zusammen geführt werden, ist wieder die Rede. Experten wie Analyst Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe sehen die Chance auf eine große Warenhaus-Ehe "so greifbar wie nie zuvor".
Spekulationen haben in diesen Tagen ohnehin Hochkonjunktur, vor allem weil bei Karstadt die Uhr tickt. Der von Görg gesetzte Stichtag 30.April war vor zwei Wochen bei der Vorlage des Insolvenzplans beim Essener Amtsgericht erstmals öffentlich gemacht worden. Ohne die Unterschrift eines Investors unter dem Kaufvertrag, droht der mühsam ausgehandelte Karstadt-Insolvenzplan zu kippen.
In komplizierten Verhandlungen waren dort millionenschwere Sanierungsbeiträge von Beschäftigten, Vermietern und Dienstleistern festgeschrieben worden. Bei einer Versammlung am 12. April sollen die Gläubiger über den Insolvenzplan abstimmen und damit auch auf ihre Forderungen von 2,7 Milliarden Euro weitgehend verzichten.
Sechs Interessenten soll es für Karstadt geben, heißt es vom Insolvenzverwalter. Die Namen sind allerdings noch streng geheim. Nach einem Zeitungsbericht sollen darunter auch US-Investoren sein, die nicht nur an den 120 Karstadt-Häusern, sondern auch an den 113 Filialen des Konkurrenten Kaufhof Interesse angemeldet haben.
Derweil befürchten Beobachter wie die Gewerkschaft Verdi bei einem Zusammenschluss der beiden Konkurrenten tiefe Einschnitte. Nach Schätzungen könnten bis zu 20 000 Arbeitsplätze bedroht sein. Aber auch ohne eine große Warenhaus-Hochzeit stehen etliche Jobs auf der Kippe.
Ein Finanzinvestor werde bei Karstadt weiter aussieben, schätzt Schlienkamp. Auch bei Kaufhof stehen unabhängig von Verkauf oder Fusion Schließungen an. Metro hat bereits angekündigt, dass vier Kaufhof-Standorte mit dem Auslaufen ihrer Mietverträge in diesem Jahr dicht gemacht werden.
Metro-Chef Eckhard Cordes selbst hatte schon vor einiger Zeit die Idee einer Übernahme von Filialen des Wettbewerbers ins Spiel gebracht. Allerdings denkt der frühere Daimler-Manager dabei nicht daran, die komplette Karstadt-Kette inklusive IT, Logistik und Verwaltung zu übernehmen, sondern nur die Filetstücke aus dem Karstadt-Filialnetz. An dem Bieter-Prozess von Insolvenzverwalter Görg hat sich der Düsseldorfer Konzern deshalb auch gar nicht erst beteiligt.
Für die eigene Tochter Kaufhof hält sich der Metro-Chef ohnehin alle Optionen offen. Cordes hatte den Karstadt-Konkurrenten bereits im Frühjahr 2008 zum Verkauf gestellt, aber auch immer wieder betont, keine Eile damit zu haben. Das Kaufhaus-Format lässt sich nur schwer ins Ausland übertragen. Und gerade dorthin expandiert die Metro mit anderen Töchtern schon seit Jahren.
Der Manager hatte erst vor zwei Wochen bei der Vorstellung einer neuen Strategie für Metro noch einmal klar gemacht, dass er die Zukunft des Konzerns beim Großhandel oder auch bei den Elektronikmärkten Media Markt und Saturn sieht. Analysten zufolge könnte ein Kaufhof-Verkauf zwei bis drei Milliarden Euro in die Metro-Kasse spülen.