Schwächeanfall des Euro zum Jahreswechsel

Die Währung sackt auf ein Jahrestief. Verbraucher merken das vor allem an der Zapfsäule.

Frankfurt. Zum Jahresausklang setzt der Euro seinen im Sommer begonnenen Sinkflug fort. Seit Wochenmitte hat er zu vielen wichtigen Währungen spürbar nachgegeben. Zum US-Dollar sank er am Donnerstag zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr: Mit 1,2858 Dollar kostete die Gemeinschaftswährung so wenig wie zuletzt im September 2010. Im Tagesverlauf erholte sich der Euro ein wenig und notierte am späten Nachmittag bei 1,2920 Dollar. Zum japanischen Yen fiel der Euro auf ein Zehn-Jahres-Tief.

Grundsätzlich wird die Gemeinschaftswährung von der Schuldenkrise im Euroraum belastet. Trotz weitreichender Beschlüsse der Staats- und Regierungschefs zur sogenannten Fiskalunion ist das Zutrauen der Investoren gering. Viele Anleger zweifeln offensichtlich daran, dass es den Ländern gelingt, ihre angeschlagenen Staatshaushalte in den Griff zu bekommen. Zudem droht Ungemach von den Ratingagenturen: Sie prüfen derzeit die Kreditwürdigkeit vieler Euro-Staaten, darunter Deutschland.

Mit der Erklärung tun sich Experten schwer. Ein wichtiger Grund dürfte der sehr dünne Handel vor dem Jahreswechsel sein. Da sich viele Marktteilnehmer schon in die Ferien verabschiedet haben, sind die Umsätze gering. Damit fallen einzelne Transaktionen stärker ins Gewicht, was Schwankungen am Devisenmarkt begünstigt. Zudem verweisen Händler auf einen Sonderfaktor: Offensichtlich haben sich vor dem Jahreswechsel viele US-Unternehmen durch Devisen-Termingeschäfte gegen Wechselkursschwankungen abgesichert.

Für die Verbraucher ergeben sich aus einem schwachen Euro eher negative Folgen: Beispielsweise müssen sie an der Tankstelle tiefer in die Tasche greifen, da Rohöl in Dollar gehandelt und damit der Import teurer wird. Der Urlaub im außereuropäischen Ausland kann teurer werden, und das beliebte Einkaufen in Internet-Shops außerhalb des Währungsraums wird weniger lukrativ.

Für Unternehmen ergeben sich sowohl positive als auch negative Effekte. Auf der einen Seite kommt ein schwacher Euro der exportstarken deutschen Wirtschaft zugute, da er deutsche Ausfuhren verbilligt. Auf der anderen Seite verteuern sich aber zugleich wichtige Vorleistungsgüter für deutsche Unternehmen, was den erstgenannten Effekt abschwächt. Viele Unternehmen klagen deswegen auch weniger über ein absolutes Kursniveau des Euro, als vielmehr über starke Kursschwankungen. Denn dagegen müssen sich die Unternehmen mit Termingeschäften am Devisenmarkt absichern, was wiederum Kosten verursacht.