Siemens und Nokia pumpen eine Milliarde Euro in NSN

München (dpa) - Siemens und Nokia pumpen eine Milliarde Euro in ihr angeschlagenes Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks (NSN). Damit soll die finanzielle Position des Telekomausrüsters gestärkt werden.

Auch der Umbau des Unternehmens dürfte eine Stange Geld kosten. Beide Partner stellen nun je 500 Millionen Euro zur Verfügung, wie der Münchner Elektroriese und Nokia am Donnerstag mitteilten. Die Münchner verbuchen die Finanzspritze noch im zum 30. September endenden Geschäftsjahr. Zudem bekommt NSN einen neuen Chefaufseher, der die Neuausrichtung vorantreiben soll.

Im Sommer hatten beide Mütter die erfolglose Suche nach einem Käufer für die ungeliebte Tochter eingestellt und angekündigt, NSN in Eigenregie auf die Beine bringen zu wollen. Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser hatte bei Vorstellung der Zahlen zum dritten Quartal Ende Juli erklärt, Nokia und Siemens prüften, ob NSN eine Finanzspritze brauche. Im August hatte das Wirtschaftsmagazin „Capital“ über Pläne für die Milliardenzahlung berichtet. Demnach könnte NSN mit einer Anleihe im kommenden Jahr auslaufende Kreditlinien von rund 2 Milliarden Euro ersetzen. Dafür brauche NSN aber einer stärkere Kapitalbasis, hieß es in dem Bericht.

NSN hatte Siemens und Nokia in den vergangenen Jahren hohe Verluste eingebracht und kämpft mit einem starken Wettbewerb in der Branche. In der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte, dass Nokia und Siemens einen Ausstieg aus dem Joint-Venture erwägen, auch ein Börsengang wurde dabei immer wieder als mögliches Szenario genannt. Der Vertrag für NSN läuft noch bis Ende September 2013. Das nun gezahlte Geld soll helfen, den Weg in die Eigenständigkeit zu ebenen und NSN auch für Investoren wieder interessant zu machen.

Dabei soll auch der neuen Chefaufseher Jesper Ovesen ein wichtige Rolle spiele. Er solle als hauptamtlicher Vorsitzender des Aufsichtsrates die strategische Richtung von NSN im Blick haben, hieß es. Ovesen hat Erfahrung mit Unternehmensumbauten und Börsengängen. „Das Unternehmen ist einer der Innovationsführer seiner Branche und ich freue mich darauf, Nokia Siemens Networks dabei zu unterstützen, nachhaltig führend und profitabel zu werden“, sagte Ovesen.

Früheren Berichten zufolge hatte Siemens darauf gedrungen, den bisherigen Aufsichtsratschef Olli-Pekka Kallasvuo abzulösen und durch einen Restrukturierungsexperten zu ersetzen, der neben dem neuen Finanzchef Marco Schröter den Umbau vorantreiben solle. Laut Mitteilung trat Kallasvuo zurück, weil er die Position hauptamtlich nicht mehr ausfüllen konnte. Schröter hatte bereits als Finanzchef des Halbleiterherstellers Infineon geholfen, den angeschlagenen Konzern wieder fit zu machen. Infineon ist ebenfalls aus dem Siemens-Konzern hervorgegangen.