Starinvestor Buffett schluckt Heinz Ketchup in Rekord-Deal
Pittsburgh/Omaha (dpa) - Die berühmteste Ketchup-Marke der Welt wechselt den Besitzer: Der US-Lebensmittelmulti H.J. Heinz wird vom US-Starinvestor Warren Buffett und dem Finanzinvestor 3G Capital übernommen.
In einem 28 Milliarden Dollar (21 Mrd Euro) schweren Geschäft wollen die beiden finanzkräftigen Partner das Unternehmen schlucken und anschließend von der Börse nehmen, wie sie am Donnerstag völlig überraschend verkündeten.
Es sei die größte Übernahme in der Lebensmittelbranche überhaupt, sagte Konzernchef William Johnson. Er befürwortet das Geschäft. Es biete Heinz die Möglichkeit, weiter zuzulegen, sagte er in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. An der New Yorker Börse schoss die Heinz-Aktie um fast 20 Prozent in die Höhe.
Ein großer Teil der Aktien ist noch in Familienbesitz. Zur Ketchup-Dynastie gehört auch Teresa Heinz, die Frau des neuen US-Außenministers John Kerry.
H.J. Heinz ist ein Riese der Lebensmittel-Branche mit einem Jahresumsatz von annähernd 12 Milliarden Dollar und rund 32 000 Mitarbeitern. Pro Jahr verkauft der Konzern allein 650 Millionen Flaschen Ketchup. Hinzu kommen unter anderem Saucen („Jack Daniel's“) und Fertiggerichte (etwa „T.G.I. Friday's“). Bis vor kurzem gehörte auch die deutsche Suppenmarke „Sonnen Bassermann“ dazu, die aber im vergangenen Jahr verkauft wurde.
Die Ursprünge der Firma reichen bis ins Jahr 1869 zurück. Gründer war Henry John Heinz, ein Sohn deutscher Einwanderer. Den ersten Tomatenketchup stellte er 1876 her. Schon 1907 produzierte die Firma 12 Millionen Flaschen pro Jahr und lieferte sie bis nach Australien, Südamerika, Japan und Großbritannien.
„Heinz hat ein starkes, nachhaltiges Wachstumspotenzial“, begründete Buffett den Zukauf. Außerdem schmecke ihm der Ketchup, scherzte der 82-jährige Investor. Er bietet den bisherigen Aktionären 72,50 Dollar je Aktie. Das sind insgesamt rund 23 Milliarden Dollar. Zudem übernehmen Buffetts Investmentholding Berkshire Hathaway und Partner 3G Capital die Schulden des Lebensmittel-Konzerns, woraus sich der Gesamtwert des Geschäfts ergibt.
Für Buffett ist es die größte Übernahme nach dem Zukauf der Frachteisenbahn Burlington Northern Railroad im Jahr 2010 für 26 Milliarden Dollar. 2011 hatte Buffett den Schmiermittel-Hersteller Lubrizol für knapp 10 Milliarden Dollar übernommen und seiner Investmentholding einverleibt.
Beim Heinz-Deal übernimmt Buffett jedoch eher die Rolle des Finanziers, wie er im Wirtschaftssender CNBC erläuterte. Seine Berkshire Hathaway stelle 12 bis 13 Milliarden Dollar bereit, sagte er. Weitere Milliarden kommen von den Großbanken JPMorgan und Wells Fargo sowie 3G Capital selbst. Die Mitarbeiter des Finanzinvestors seien „die Leute fürs Tagesgeschäft“, sagte Buffett. „Es ist ihr Baby.“ Heinz wird den Partnern am Ende zu gleichen Teilen gehören.
3G Capital ist eine Größe in der Finanzbranche. Der Investor hatte im Jahr 2010 die Fast-Food-Kette Burger King geschluckt und dann wieder an die Börse gebracht. Noch immer ist 3G als Großaktionär an Bord. Hinter dem Finanzinvestor steckt der brasilianische Unternehmer Jorge Paulo Lemann, der 2008 die 52 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Bierbrauers Anheuser-Busch („Budweiser“) durch den brasilianisch-niederländischen Rivalen InBev („Beck's“, „Stella Artois“) vorangetrieben hatte.
Die beiden Partner locken die Heinz-Aktionäre mit einem Zuschlag von 20 Prozent auf den Schlusskurs vom Donnerstag. Heinz soll weiterhin seinen Sitz in Pittsburgh haben. „Wir schlagen ein großartiges neues Kapital in der Geschichte von Heinz auf“, erklärte Konzernchef Johnson. Das Geschäft muss allerdings noch von den Anteilseignern selbst und von den Wettbewerbshütern abgenickt werden. Geht alles glatt, besitzen Buffett und 3G Capital ab dem dritten Kalenderquartal eine eigene Ketchup-Firma.