„Tante Emma“ kehrt zurück
Die Lebensmittelkette Tegut will „kleine Lädchen“ auf dem Land eröffnen. Auch Rewe setzt auf das Konzept.
Fulda. „Tante Emma“ steht vor dem Comeback: Lebensmittelhändler wollen eine Renaissance der kleinen Läden vorantreiben. Mit Mini-Supermärkten auf dem Land und in Stadtteilen wollen sie auf die alternde Bevölkerung reagieren und Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe schaffen. Die Handelskette Tegut etwa will bis Ende 2012 bis zu 25 „Lädchen für alles“ eröffnen. Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler Rewe plant den Ausbau kleinerer Geschäfte auf dem Land.
Nach Einschätzung des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels können die Händler in dünn besiedelten Regionen durchaus punkten. Ob Stadt oder Land: „Tante Emmas Enkel“ zeichneten sich dadurch aus, dass sie den Kunden einen schnellen und bequemen Einkauf in der Nähe ermöglichten, sagt Verbandssprecher Christian Böttcher. Auf dem Land sei der Lebensmittelhandel ein wichtiger Bestandteil der Grundversorgung. Die Nachfrage ist da: Laut einer Emnid-Befragung wünschen sich in Gemeinden mit bis zu 20 000 Einwohnern 56 Prozent einen kleinen Laden. In Dörfern mit weniger als 5000 Einwohnern sind es sogar 60 Prozent der Befragten.
Für Tegut-Chef Thomas Gutberlet ist das Konzept namens „Lädchen für alles“ eine „zeitgemäße Neuschöpfung einer Verkaufsform“: „Die Menschen sollen auch in Zukunft auf dem Dorf gute Lebensmittel erwarten können.“ Die ortsnahe Versorgung in kleineren Gemeinden auf dem Land sei aber keine Selbstverständlichkeit mehr.
Tegut hat in sechs Bundesländern mehr als 300 Supermärkte. Groß geworden ist das nach Gründer Theo Gutberlet benannte Familien-Unternehmen mit Bio-Produkten. Fünf „Lädchen für alles“ hat Tegut bereits eröffnet — drei in Nordhessen und je eines in Niedersachsen und Bayern. Weitere Filialen sind noch im Sommer geplant.
Zu kaufen gibt es Waren des täglichen Bedarfs. Die Mini-Supermärkte sollen aber auch verstärkt Dienstleistungen anbieten: Lotto, Paket- und Reinigungsservice und anderes. Zudem sollen die Läden Treffpunkt für die Menschen im Dorf sein.
Der Geschäftsführer des Euro-Handelsinstituts EHI in Köln, Michael Gerling, bezeichnet die Idee von Tegut als interessanten Ansatz. „Angesichts des demografischen Wandels spricht einiges dafür.“ Allerdings: „Bislang liegen große Supermärkte noch voll im Trend.“ Tausende Läden mit weniger als 400 Quadratmetern hätten zuletzt dichtmachen müssen.
Rewe als zweitgrößter Lebensmittelhändler in Deutschland setzt auf Märkte namens Rewe City in Stadtteilen und hat bundesweit 920 Nahkauf-Läden in Dörfern. „Das werden wir ausbauen“, sagt Sprecher Raimund Esser.
Marktführer Edeka sieht die Tegut-Initiative gelassen: „Wir brauchen nicht in die Dörfer gehen. Wir sind schon drin“, sagt Edeka-Sprecher Gernot Kasel. Auf dem Land gebe es bereits viele der kleineren Edeka-Aktivmärkte mit einer Größe zwischen 400 und 1000 Quadratmetern.