Telekom erlebt Kundenansturm
Bonn (dpa) - Ein Kundenansturm in Deutschland und den USA beschert der Deutschen Telekom erstmals seit Jahren wieder Wachstum aus eigener Kraft. Insgesamt habe das Unternehmen weltweit im zweiten Quartal mehr als 1,5 Millionen neue Kunden gewonnen, sagte Konzernchef René Obermann.
In Deutschland eroberte das Unternehmen nach eigenen Angaben die Marktführerschaft im Mobilfunk zurück.
„Wir erleben einen Kundenansturm auf beiden Seiten des Atlantiks“, betonte Obermann bei der Präsentation der Quartalszahlen. Insbesondere das einstige Sorgenkind, die amerikanische Mobilfunktochter T-Mobile USA, präsentierte sich nach der Fusion mit dem kleineren Rivalen MetroPCS in deutlich besserer Form und gewann zwischen April und Juni netto 688 000 neue Vertragskunden.
„In den USA legen wir eine gewaltige Trendwende vor“, sagte Obermann. Dabei profitiert das Unternehmen nicht zuletzt davon, dass es seinen amerikanischen Kunden seit April endlich auch das dort besonders beliebte iPhone von Apple anbieten kann. Bislang hatte der Konzern als einziger der vier großen US-Mobilfunkanbieter das iPhone nicht in seinem Angebot und litt deshalb unter Kundenschwund bei den besonders wertvollen Vertragskunden.
In Deutschland steigerte das Unternehmen nicht nur die Zahl der Mobilfunk-Vertragskunden noch einmal um 434 000 und gewann nach eigener Aussage die Marktführerschaft bei den sogenannten Serviceumsätzen zurück. Auch die Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen des Konzerns stieg innerhalb eines Jahres um 69 Prozent.
Im übrigen Europa litt das Geschäft dagegen weiterhin unter von den Regulierungsbehörden verordneten Preissenkungen, dem harten Wettbewerb und der schlechten Konjunktur.
Insgesamt stieg der Umsatz der Deutschen Telekom im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreswert um 5,4 Prozent auf 15,2 Milliarden Euro. Organisch lag das Umsatzplus bei 2,1 Prozent. Es sei das erste Mal seit vier oder fünf Jahren, dass der Konzern wieder aus eigener Kraft gewachsen sei, hieß es in Bonn. Der Konzernüberschuss lag mit 530 Millionen Euro um zehn Prozent über dem Vorjahreswert.
Das Wachstum hat allerdings seinen Preis. Weil der Konzern in den USA eine halbe Milliarde Euro mehr für die Kundengewinnung ausgeben will, reduzierte er die Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr. Statt eines operativen Ergebnisses von 18 Milliarden Euro werden nun rund 17,5 Milliarden Euro erwartet. Ziel sei es, in den USA im Gesamtjahr mindestens eine Million zusätzliche Vertragskunden zu gewinnen. Dafür sei der Konzern bereit, „mehr Geld in die Hand zu nehmen als bislang geplant“, sagte Obermann.