Telekom ruft im Tarifstreit Schlichtung für die Zentrale an
Bonn/Berlin (dpa) - Im Tarifstreit bei der Deutschen Telekom wird für die rund 17 000 Beschäftigten der Telekomzentrale in Bonn die Schlichtung angerufen. Das teilte der Konzern am Montag in Bonn mit, nachdem Personalvorstand Thomas Sattelberger zuvor die Verhandlungen für gescheitert erklärt hatte.
Die Verhandlungen für die Konzerntöchter Telekom Deutschland und T-Systems mit etwa 68 000 Beschäftigten sollen dagegen wie geplant fortgesetzt werden.
Für Dienstag kündigte Verdi die Fortsetzung der bundesweiten Warnstreiks an. Daran hatten sich am Montag 6000 Mitarbeiter beteiligt. Lediglich für die Telekomzentrale und die 9000 Konzern-Auszubildenden sollen die Warnstreiks ausgesetzt werden, um nicht in die „Gefahr von juristischen Sanktionen“ zu kommen, erläuterte die Gewerkschaft am Abend.
Für die insgesamt rund 85 000 Beschäftigten fordert Verdi 6,5 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Auszubildende sollen 70 Euro monatlich mehr erhalten, zudem sollen schlechter bezahlte Ausbildungsberufe auf ein höheres Bezahlungsniveau angehoben werden. Darüber hinaus soll der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bei den T-Systems-Gesellschaften verlängert werden. In den bisherigen drei Verhandlungsrunden hatte die Telekom kein Angebot vorgelegt.
Die bisherigen Verhandlungen und auch informelle Gespräche mit Verdi seien erfolglos geblieben, teilte die Telekom mit. Eine einvernehmliche Einigung sei nicht absehbar. Daher sei entschieden worden, im Fall der Zentrale die Schlichtung anzurufen.
Verdi kritisierte den Schritt zur Schlichtung. „Offensichtlich will sich der Arbeitgeber vor dem Hintergrund der eigenen Argumentationsschwäche in die Schlichtung retten“, erläuterte Bundesvorstandsmitglied Lothar Schröder. Er sprach von einem „verhandlungstaktischen Offenbarungseid“. Für Donnerstag werde man die große Tarifkommission einberufen, um über das weitere Vorgehen in den drei von den Verhandlungen betroffenen Telekom-Sparten zu beraten.
Die Umsetzung der Verdi-Forderung bedeutet laut Deutscher Telekom eine Mehrbelastung von annähernd 500 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr bezogen auf gut 85 000 Beschäftigte. Die Forderungen seien weder begründbar noch vertretbar. Bei der Telekom seien weitreichende Umstrukturierungen und Kosteneinsparungen beschlossen worden. Unter dem massiven Wettbewerbsdruck seien die gegenwärtigen Kosten der Telekom-Zentrale, insbesondere ihrer Service-Bereiche angesichts anhaltender Regulierung und zunehmenden Preisverfalls für Telekommunikations-Dienstleistungen nicht mehr zu verrechnen.
Die Verhandlungen für die Konzerntöchter Telekom Deutschland und T-Systems würden separat mit dem Ziel einer Einigung am Verhandlungstisch fortgesetzt, teilte die Telekom weiter mit. Die Verhandlungskommissionen würden in den nächsten Runden der Gewerkschaft entsprechende Angebote vorlegen.
Die vierten Gesprächsrunden für die Telekom Deutschland mit Mobilfunk und Servicegesellschaften sind für den 23./24. April und für die Geschäftskundensparte T-Systems für den 25./26. April jeweils in Düsseldorf festgelegt worden. Die vierte Gesprächsrunde für die Beschäftigten der Zentrale hatten ursprünglich an diesem Mittwoch beginnen sollen.