Telekom wirft US-Ballast ab

Die Bonner haben für 28 Milliarden Euro ihr Amerika-Geschäft verkauft. Jetzt werden Schulden getilgt.

Bonn. Es ist die größte Transaktion in der Telekom-Branche seit gut 10 Jahren — und sie hat Börsianer und Experten gleichermaßen überrascht: Der Verkauf des US-Geschäfts für 39 Milliarden US-Dollar oder 28 Milliarden Euro sei eine sehr wertvolle Transaktion, sagt Telekom-Chef René Obermann. „Wir schaffen uns die bilanzielle Stärke, um unsere Innovationsstrategie in Europa durchzusetzen“. Unter allen Optionen sei die Abgabe der US-Tochter an AT&T die beste Variante. Die Telekom habe viel mehr erlöst als erwartet, betont Finanzchef Tim Höttges.

Während der Mann der Telekom-Zahlen am Montag in Deutschland den milliardenschweren Deal erläuterte, reiste Vorstandschef Obermann in die USA nach Seattle, um ihn den 38 000 Mitarbeitern schmackhaft zu machen. Am Firmensitz von T-Mobile USA, die früher einmal Voicestream hieß, hatte der Einkaufsbummel der Telekom vor elf Jahren einen Höhepunkt erreicht.

Der Telekom-Chef schickt sich an, die letzten Spuren zu verwischen, die der frühere Vorstandschef Ron Sommer hinterlassen hatte. Von dessen milliardenschweren Akquisitionen hat sich Obermann nun den größten und schwersten Brocken vom Hals geschafft. Angesichts der enormen Investitionen, die angestanden hätten, um das US-Mobilfunkgeschäft anzukurbeln, Boden gegenüber der Konkurrenz gut zu machen und Kunden zurückzugewinnen, war der Verkauf in den Augen des Vorstands alternativlos.

Der Marktführer AT&T unter seinem Chef Randall Stephenson war auf die Bonner vor einigen Monaten zugekommen. Schließlich wurden Obermann & Co weich angesichts der Summen, die AT&T zu zahlen bereit war — 25 Milliarden US-Dollar bar auf den Tisch und 14 Milliarden Dollar in AT&T-Aktien, was einem Anteil von acht Prozent am größten Telekom-Konzern der Welt entspricht. Läuft alles glatt, wird der rosa Riese als größter AT&T-Aktionär künftig rund 600 Millionen Euro Dividende jährlich einstreichen.

Aber wer gedacht hätte, der Konzern würde nun auf Einkaufstour gehen und mit Zukäufen die Geschäfte auffüllen, sieht sich getäuscht. Die Telekom-Manager haben anderes im Sinn: So sollen die Schulden von rund 42 Milliarden Euro auf unter 30 Milliarden gedrückt und mit fünf Milliarden Euro die bislang größte Aktienrückkauf-Aktion in Deutschland gestartet werden. Davon werden die T-Aktionäre profitieren, die sich schon am Montag über eine Kursexplosion von mehr 12 Prozent freuen durften.

Allerdings ist die Milliarden-Transaktion mit AT&T noch nicht unter Dach und Fach. Die Aufsichtsbehörden müssen den Deal erst noch durchwinken. Höttges will nicht ausschließen, dass es zu Auflagen kommt. Und für den Fall, dass der Verkauf gänzlich scheitert, wurde eine Art Schmerzensgeld vereinbart — drei Milliarden US-Dollar in bar.