Reisen Touristen zieht es wieder in die Türkei
Düsseldorf · Buchungseinbruch nach Putschversuch vor zwei Jahren ist Vergangenheit. Alltours freut sich über wachsende Gästezahlen.
„Die Türkei ist zur Normalität übergegangen. Touristisch.“ Das letzte Wort fügt Alltours-Chef Willi Verhuven freilich bewusst hinzu. Für ihn als Unternehmer, der 1974 mit einem Reisebüro in Kleve begann und heute einen Reiseanbieter mit mehr als 3700 Mitarbeitern lenkt, zählt nicht die politische, sondern eben die wirtschaftliche Normalität. In seinem Fall die touristische. Nach dem Putschversuch 2016 in der Türkei waren die Touristenzahlen in dem Land tief in den Keller gegangen. Alltours reagierte damals mit deutlichen Preissenkungen. Doch jetzt geht es – und da wird der große Reiseveranstalter wohl für die gesamte Branche sprechen – umso steiler wieder bergauf. Von dem Tiefpunkt vor zwei Jahren, als nur noch rund 87 000 Alltours-Gäste das Land besuchten, stieg die Zahl im noch bis Ende dieses Monats laufenden Geschäftsjahr wieder auf 175 000.
Die nach wie vor kritischen politischen Verhältnisse in dem Land scheinen für Touristen keine Rolle zu spielen. „Zu Recht gilt die Türkei als eines der preisgünstigsten Qualitätsziele in Europa“, sagt Verhuven auf der Bilanz-Pressekonferenz im Düsseldorfer Dreischeibenhaus. Und er preist auch die türkische Gastfreundschaft. Im nächsten Jahr, so sagt es der Alltours-Chef voraus, soll es einen weiteren Anstieg der Gästezahlen um 50 Prozent geben. Dann werde man wieder bei 235 000 Gästen liegen. Schon jetzt ist die Türkei die drittgrößte Destination des Reiseanbieters.
Griechenland legt weiter zu, Urlaubsland Spanien schwächelt
An Nummer zwei rangiert Griechenland, für das der Veranstalter zum fünften Mal in Folge ein zweistelliges Gästeplus vermeldet. An Nummer eins liegt weiterhin Spanien – auch wenn dieses Reiseziel jedenfalls bei den Kunden des Düsseldorfer Reiseanbieters deutlich an Attraktivität verloren hat. Waren es 2016/17 noch 940 000 Gäste, so fiel die Zahl im laufenden Geschäftsjahr auf 875 000. Als Gründe für den Rückgang macht Verhuven zum einen aus, „dass die Hoteliers den Bogen der Preiserhöhung überspannt“ haben. Insbesondere auf den Balearen und den Kanaren. Hinzu komme die seit zwei Jahren auf Mallorca erhobene Touristensteuer. Und schließlich noch der Konkurs von Air Berlin, der zu Flugengpässen und damit einem Rückgang der Buchungen geführt habe. Was auch für viele Gäste eine Rolle spiele, seien die im Vergleich zu Spanien oftmals größeren Hotelzimmer in der Türkei.
Durch die eigene Preispolitik, die sich am Gesetz von Angebot und Nachfrage orientiert (gut Nachgefragtes wird teurer und umgekehrt), will der Veranstalter dem Trend aber gegensteuern. Während ein Urlaub in Griechenland, der Türkei, Bulgarien, Portugal und Kroatien im Sommer 2019 um durchschnittlich 2,5 Prozent teurer werden soll, wird es in Tunesien und eben auch in Spanien um 1,2 Prozent preiswerter.
Kinder logieren in den
Hotels oftmals kostenlos
Alltours rühmt sich seiner Familenfreundlichkeit. Diese drückt sich darin aus, dass in vielen der bei dem Veranstalter buchbaren 15 000 Hotels Kinder gratis logieren. Zu Buche schlägt dann nur der Flugpreis. In der Türkei, Bulgarien, Ägypten und Tunesien gelte das für fast 90 Prozent der Hotels.
Auch in der Reisebranche ist das Digital-Thema weiter auf dem Vormarsch. Noch werden 70 Prozent der Alltours-Reisen klassisch übers Reisebüro gebucht, 30 Prozent aber bereits übers Internet. Diese andauernde Trendumkehr ist auch an der Menge der Kataloge spürbar, die das Unternehmen druckt. Die Auflage der durchweg dünneren Exemplare wurde gegenüber dem vorherigen Geschäftsjahr um eine Million auf nunmehr noch zwei Millionen Exemplare reduziert. Detailinformationen können im Internet abgerufen werden. Und Verhuven freut sich über Kosteneinsparung und Ressourcenschonung.